Weltraumcowboy schrieb:
Würde mich brennend interessieren bone
.
So, wie versprochen, hier meine "Kritik" zu "Der Vorleser" von Bernhard Schlink. Ich weiß, dass sie extrem subjektiv ist und nicht wirklich als Kritik angesehen werden kann, aber es drückt meinen Frust, den ich nach dem Lesen des Buches hatte ganz gut aus
Es gibt für alles einen Grund. So auch dafür. Und ich weiß nicht, was wir getan haben, aber es muss schlimm gewesen sein. Wirklich schlimm, sonst hätte man uns diesen, in Form eines Buches real gewordenen Inbegriff der Qual nicht angetan. Und der berechtigte Einwand, man müsse das Buch ja nicht lesen wenn man nicht wolle, wird durch die Zwangsbeglückung in der Schule sofort entkräftet.
Erst wird man 80 Seiten lang mit der völlig uninteressanten Gefühlswelt eines naiven, verliebten Fünfzehnjährigen gequält, um dann die verzweifelte Hoffnung, der thematische, zeitliche und örtliche Wechsel würde die grenzenlose Langeweile beenden, sofort wieder aufgeben muss, da der Autor die Kunst beherrscht, eine an sich schon uninteressante Begebenheit, in dem Fall eine Gerichtsverhandlung, noch viel langweiliger darzustellen, als diese in Wirklichkeit wahrscheinlich wäre.
Nachdem man sich, nach jeder vollendeten Seite fragend, warum man sich das überhaupt antut, den Text so überflogen hat, dass man gerade noch das Wichtigste vom Inhalt mitbekommt, kommt man irgendwann zum dritten Abschnitt, und zu dem Ereignis, auf das man im Nachhinein gesehen schon irgendwie die ganze Zeit gewartet hat. Hanna stirbt und damit hat man die Gewissheit, dass die leidliche Geschichte bald ein Ende nehmen muss.
Und das tut sie endlich auch, und dann ist man sich zwei Dingen sicher: Erstens, das ist ein Buch für Masochisten („Wunschloses Unglück“ lässt grüßen) und zweitens, andere Wege, sich mit dieser Thematik auseinander zusetzen können nur besser sein.