Allerdings sollte man dann auch nicht von einer "Content-Mafia" sprechen, wenn man auf diesem Gebiet so empfindlich ist.
Das davor müsste ich nun wieder geradebügeln. Ich will hier aber auch keine Strafrechtlehrstunde abhalten, daher sage ich an dieser Stelle gut gekontert.
Entschuldigung, aber darauf kommt es eben nicht an. Es kommt für die Bewertung der wirtschaftlichen Schäden von Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzungen letztendlich darauf an, welche Regelungen den höchsten volkswirtschaftlichen Surplus versprechen, und diese Regelungen müssen dann (gerne mit juristischen Sachverstand) in Rechtsform gegossen werden.
Das ist eine verständliche Sichtweise, die ich jedoch nicht teile. Natürlich muss das Recht dem Menschen dienen und nicht umgekehrt, allerdings nicht dem höchsten volkswirtschaftlichen Profit.
Es geht darum, wovon die Gesellschaft als Ganzes am meisten profitiert - und genau hier sehe ich bei der Internetgemeinde eine völlig einseitige Betrachtung!
Dort werden die Rechteinhaber oder "Die Industrie" als Solche nicht als Teil der Gesellschaft begriffen, sondern es wird populistisch zwischen den "Guten" Piraten und der "bösen" Content-Mafia differenziert. Und hier schließt sich auch wieder der Kreis zu den marktfeindlichen, antikapitalistischen Ressentiments, die die Debatte beherrschen. Das die Rechteinhaber letztendlich tolle Produkte für unser aller Bedürfnisbefriedigung bereitstellen, die auch die Piraten nur allzu gerne konsumieren, wird bei dieser Schwarz/Weiß - Zeichung völlig außer Acht gelassen.
Auch hier stimme ich nicht mit Dir überein. Ich zähle mich selbst durchaus zu der "Internetgemeinde", möchte Dir an dieser Stelle meine Sichtweise nahe bringen.
Ich kaufe gerne CDs. Ich kaufe auch Software und mir fällt glaube ich nur ein Spiel ein, das ich selbst wirklich viel gespielt habe und selbst nicht im Original besitze, sondern im Rahmen einer Privatkopie vom Original eines Freundes angefertigt habe. Ich habe viel mehr Spiele gekauft und dann gar nicht oder kaum gespielt, als Spiele kopiert, die dann ebenso ungespielt im Schrank vergammelten. Zumindest in früheren Jahren, das ist alles schon über 10 Jahre her (heutzutage hab ich für Spiele quasi gar keine Zeit mehr).
Dass ich nicht mehr kauf(t)e hatte seinen Grund in den überzogenen DRMs der Hersteller.
Das ist übertragbar auf Musik-CDs. Ich sehe es nicht ein, für ein qualitativ hörbar minderes Produkt in Form von mp3, ohne Booklet einen immer noch halb so hohen Preis wie im Laden zu zahlen, oft sogar mehr.
(Hab gerade mal eine aktuelle Neuerscheinung nachgeschaut: Lana del Rey bei iTunes: 12€ das Album. Als CD bekomme ichs für 5€ mehr)
Ich bin schlicht nicht bereit, mich beschnüffeln, für Marketingzwecke als Versuchskaninchen oder sonstiges zu dienen, weil ich einem Publisher ein Computerspiel abkaufe, der mich während dessen Entwiclung auch noch von oben bis unten verschaukelt hat. Dafür soll ich auch nur irgendein privates Recht ansatzweise aufgeben? Die Gründerväter unserer Verfassung würden sich im Grabe umdrehen.
Von der "Business Software Alliance" kommen dann eher
solche Zahlen. Die 2 Milliarden Euro entstammen einem FAZ-Artikel, den ich kürzlich gelesen habe, und bezogen sich auf eine Studie eines der deutschen Wirtschaftsinstitute. Leider konnte ich den Artikel nicht finden, stattdessen kann ich auf die Schnelle nur
damit dienen - ich weiß, nciht die seriöseste Quelle, und ich wüsste nur allzu gern auf welche Studie sich dieser Beitrag bezieht.
Das soll mir egal sein, die pcgames ist mir zig mal lieber eine eine von der BSA finanzierte Studie, die dazu auch noch aus Bayern kommt.
Nehmen wir mal an, die 2mrd. Dollar sind zutreffend, stellt sich die Frage, wie sie diesen Gegenwert ermitteln. Denn wie gesagt, es ist illusorisch anzunehmen, dass jede Schwarzkopie auch gekauft worden wäre.
Aber drehen wir den Spieß dochmal um: Du bist also der Meinung, dass keinerlei ökonomische Schäden durch Urheberrechtsverletzungen entstehen? Sollte das Urheberrecht also abgeschafft werden, und alle Inhalte für jeden frei verfügbar sein? Das klingt wahrhaftig nach dem Schlaraffenland...
Nein, ich bin durchaus der Ansicht, dass durch Schwarzkopien auch wirtschaftliche Schäden auf Seiten der Urheberrechteverwerter entstehen. Ich bin aber darüber hinaus der Ansicht, dass diese Schäden bei weitem nicht das Ausmaß erreichen, die deren Lobby behauptet. Gerade im Musiksektor sind es häufig gar nicht die Urheberrechtsinhaber, die geschädigt werden, sondern die Rechteverwalter. Ein Link zu einer umfangreichen Erläuterung des "Pro"-Systems der GEMA gefällig oder kennst Du das bereits? Damit würde sich auch nochmal erkären, warum der Begriff "Content-Mafia" so weit hergeholt gar nicht ist.
Jetzt machen wir uns mal nicht naiver als wir sind. Natürlich ist nicht jede Raubkopie mit dem Faktor 1 als verhinderter Kauf zu betrachten, dass die Vielzahl dieser illegalen Kopien aber ehrliche Umsätze ersetzen, kennt jeder aus den persönlichen Erfahrungen. Das Beispiel von Abiel mit dem Kauf einer Serie auf DVD war meines Erachtens recht schlüssig. Für Einzelfälle mag anderes gelten, aber in der Summe handeln die Menschen dann doch ziemlich ähnlich. Ich würde übrigens auch keinen PC mehr kaufen, wenn der am nächsten Baum kostenlos wachsen würde...
Und bei den heutigen Preise alleine für Highend-Grafikkarten wünschten wir wohl alle, sie täten das.
Bei mir ist das Verständnis für diese Beispiele vielleicht deswegen so gering, weil es sich bei mir in der Tat anders herum verhält. Es gibt genau 2 Serien, die ich leidenschaftlich gerne auf DVD sehe und ich besitze beide komplett im Original. Ursprünglich waren es mal Kopien, nachdem ich sie jedoch schon das zweite oder dritte mal gesehen hatte, stellte sich der Wunsch ein, die Rohlinge gegen echte DVDs zu tauschen, also machte ich das auch.
Ähnlich verhält es sich bei Musik. Wenn ich ein Album lade, dann eher aus Faulheit bzw. um Sprit und Zeit zu sparen, die ich aufwenden müsste, um in den nächsten Laden zu fahren, wo ich mir dann auch noch Kopfhörer überstülpen müsste, die schon 100 Leute vor mir auf hatten an dem Tag. Aber nahezu nichts, was ich auf meinem MP3-Player habe, hab ich nicht auch als Original im Schrank. Ich für meinen Teil betrachte die Möglichkeit Alben aus dem Netz zu laden eher als luxuriöse Testmöglichkeit.
Und diese Testmöglichkeit gibts auch für Software, womit ich an meine ungespielten Fehlkäufe anknüpfen möchte, die ich früher getätigt habe und oben bereits erwähnte. Ich kaufe zwar insgesamt weniger als früher und daran ist in gewisser Weise auch das Internet schuld. Aber es fallen nicht die Programme/CDs raus, weil ich welche widerrechtlich nutze (zumindest nicht dauerhaft), sondern weil mir die Fehlkäufe erspart bleiben, die früher nur im Schrank vergammelten. Und die ich, geht es nach den Herstellern, heute nichtmal mehr weiterverkaufen könnte. Nur dass die Gründe für weniger Ausgaben auch derart lebensnah sein können, geht den Rechteinhabern glaube ich ab.