Mittwochs und Freitags trifft sich das koreanische Game Rating Board, eine Regierungsorganisation zur Beurteilung und Klassifizierung von Spielen, um über eingereichte Spiele zu urteilen.
Wie die koreanische englischsprachige Tageszeitung „The Korea Times“ soeben berichtet, hat Blizzard es bislang nicht geschafft, die Mitglieder des Boards für einen Release von Diablo 3 in Korea zu öffnen. Hauptgrund sei vor allem die Spielmechanik im Zusammenhang mit dem Echtgeldauktionshaus, welches nach dortiger Ansicht Glücksspielcharakter aufweist und daher in Korea nicht erlaubt sei. Der Sprecher dieser Behörde dazu gestern:
Die Mitglieder des Boards sind sich darüber uneins, wie sie mit Diablo 3 umgehen sollen, das liegt an Blizzards Information über das Auktionshaus.
Update: Hintergründe
Zwar, so berichtet die Korean Times, sei das Feature des Echtgeld-Auktionshauses aus der letzten Vorstellung am 22.12. 2011 ausgeklammert worden, aber es beeinflusse die Diskussion um Diablo 3 noch erheblich. Der Redakteur der Korean Times Kwaak Je-yup meint nun, dass Blizzard sich hier sein eigenes Grab geschaufelt habe, weil der zeitgleiche weltweite Release damit durch Korea behindert werde.
Ganz so eng muss man das aber nicht sehen, denn die Beta läuft noch nicht stabil genug um Millionen von Spielern auf die Server zu lassen. Ein bisschen Feintuning tut dem Spiel auch noch gut. Es besteht im Moment also kein Grund zur Annahme, dass der in Aussicht gestellte Releasetermin im ersten Quartal 2012 weiter verschoben werden muss.
Die eng getakteten Treffen der Boardmitglieder lassen in den nächsten Wochen noch genügend Raum um erneute Einreichungen vorzunehmen. Auch wenn Blizzard ein weltweit gleichzeitiges Release angestrebt hat, ist es nicht ausgeschlossen, dass Diablo 3 in zwei Versionen erscheinen wird: Als offene und eingeschränkte Version, was das Auktionshaus angeht.
Derlei Bedenken hat die deutsche USK übrigens nicht, obwohl diese besonders dem Jugendschutz und damit auch dem beschränkten Zugang zu Glückspielen verpflichtet ist. Die koreanische Haltung zum Glückspiel und wann ein solches anzunehmen ist, ist uns nicht bekannt. Für die meisten Rechtsordnungen gilt aber, dass für ein (erlaubnispflichtiges) Glückspiel der Einsatz von Vermögenswerten (Geld) erforderlich ist, also auch eine Verlustsituation eintreten kann, die den Geldbeutel des Spielers schmälert. Ansonsten handelt es sich um ein Gewinnspiel, ähnlich einer Tombola auf einer Weihnachtsfeier, bei der die jeweiligen Teilnehmer einfach nur ein Los ziehen müssen, aber keinen Einsatz dafür erbringen müssen außer ihrer Anwesenheit. Tatsächlich kann man Diablo 3 ja auch ohne das Echtgeld-AH spielen, so dass es sich nach hiesiger Auslegung um ein Gewinnspiel handeln dürfte – wenn überhaupt.
Zur Quelle: Die Korean Times (englisch) erscheint seit 61 Jahren (seit 1956) als englischsprachige Tageszeitung in Südkorea. Sie hat ihren Sitz in Seoul.
Danke für den Hinweis und den Link an unseren neuen User highnrich.
Update: Mögliche Hintergründe
Nach einem koreanischen Poster bei unseren Kollegen von diablofans.com ist das eine Mischung von Merkwürdigkeiten und Pech. Ich zitiere aus dem langen Post, wobei ich darauf hinweise, dass die Aussagen über die „offiziellen Teilnehmer“ nicht hundertprozentig stimmen. Andererseits ist dieser englische Wikipedia-artikel zum Game Rating Board überhaupt nicht belegt. Also genießt die Aussagen mit Vorsicht und Verstand!
Bevor das Game Rating Board (GRB) eingesetzt wurde, gab es in Südkorea das Video Rating Board (VRB). Dieses wurde aufgelöst, als sich ein Mittelschüler wegen eines Spiels (SeaStory) umbrachte. Das VRB war verantwortlich für die Einstufung des Spiels, bei dem sich später herausstellte, dass nachträglich Manipulationen vorgenommen wurden welche einige Familien ins Unglück gestürzt haben….
Das GRB hätte eigentlich aufgelöst werden sollen und die Funktionen hätte eine wirkliche Regierungsorganisation übernehmen sollen, aber irgendwie haben sie nochmal Gelder vom Parlament (Nationalversammlung Südkorea) für eine Fortführung bewilligt bekommen.
Diese Organisation ist nicht frei von Kritik: Die Bewertungsformalien sind äußerst kompliziert und die Bewertungsrichtlinien sind sehr vage formuliert, so dass es für eine Firma kaum Möglichkeiten gibt zu beurteilen, ob ihre Produkte fair beurteilt wurden.
Dazu kommt noch, dass sich Blizzard keinen schlechteren Zeitpunkt für eine Spielbewertung aussuchen konnte: Im letzten November trat ein Gesetz in Kraft, dass es verbot, dass Minderjährige Spiele spielen konnten, die irgendwie mit Echtgeldhandel zu tun hatten. Zwar wurde dagegen protestiert, aber ohne Erfolg. Es ist also eine ziemlich verfahrene Situation.
Blizzard hat übrigens tatsächlich versucht, eine „Ab 18“ Bewertung zu erhalten um genau diesem Punkt zu behandeln, aber das GRB meint, dass es ja immer noch möglich sein könnte, dass Minderjährige dieses Spiel spielen könnten…. Was für eine Art von Logik ist das?
Weil das alles nicht so eindeutig ist, meinen die üblichen Verdächtigen, es läge daran, dass die einheimische Spieleindustrie geschützt werden solle oder an geflossenen oder nicht geflossenen Bestechungsgeldern.
Mir ist das egal, ich hoffe Blizzard bleibt standhaft und zur Not besorge ich mir eben eine US-Version und spiel über einen Proxy.
Tja, das klingt alles recht plausibel und kenntnisreich, leider fehlt eine wirklich verlässliche Quelle: Ändert sich bei Euch dadurch die Einschätzung über das Releasedatum?