Der französische Medienkonzern Vivendi hält 61% Anteile an der Spieleschmiede und Publisher Activision Blizzard, uns allen bekannt als Entwickler und Publisher der Diablo-Reihe, World of Warcraft und Call of Duty.
Wie der Wirtschaftsinformationsdienst Bloomberg mit Berufung auf einen anonymen Insider berichtet, soll im Rahmen einer Umstrukturierung die Entscheidung gefallen sein, für die Anteile an Activision Blizzard im Schätzwert von 8.1 Milliarden Dollar einen Käufer zu finden. Wir hatten bereits vor drei Wochen über derartige Gerüchte berichtet.
Die Aktien von Vivendi und Activision Blizzard entwickeln sich nicht so wie es deren Aktionäre gerne hätten – obwohl Activision Blizzard einen hochprofitablen Teil von Vivendi darstellt, der im letzten Jahr 886 Millionen für Aktienrückkäufe und Dividenden ausgegeben hat und ein Viertel zum Gewinn des Mutterkonzerns beisteuert.
Diese Entscheidung wird mit dem Umstand in Verbindung gebracht, dass sich die Spielebranche in einem Umbruch befindet. Wirtschaftliches Wachstum findet derzeit vor allem online in sozialen Netzwerken statt, klassische Konsolen- und PC-Spiele-Anbieter hinken deutlich hinterher. Bereits letzte Woche hatte der CEO von Vivendi, Jean Bernard Levy, seinen Hut nehmen müssen, weil er diese Umstrukturierungen nicht mittragen wollte.
Activision Blizzard hat derzeit rund 3.5 Milliarden Dollar in Bar in seiner Kriegskasse und keine Verbindlichkeiten. Nach Ansicht von Wirtschaftsexperten soll der Verkauf von Activision Blizzard dazu dienen, Verbindlichkeiten des Mutterkonzerns abzubauen.
Angesichts des Wandels in der Spieleindustrie sehe man aber keinen konkreten Kaufinteressenten für diesen Teil des Unternehmens. Sollte kein Käufer (etwa eine Investorengruppe) gefunden werden, sei geplant, die Aktien am freien Markt anzubieten. Wirtschaftsanalysten empfehlen derzeit den Kauf von Activision-Aktien.
Vivendi hat sich erst im Jahr 2007 mit Activision zu Activision Blizzard zusammengetan. Die seinerzeitige Transaktion hatte ein Volumen von bis zu 18.6 Milliarden Dollar.
Unterm Strich wurden wohl die Gewinnerwartungen der „Märkte“ an diesen Zusammenschluß nicht erfüllt. Der Return on Invest ist wohl zu gering ausgefallen, was letztlich zu einem Sinken des Aktienkurses in den letzten Jahren – sowohl von Activision Blizzard als auch von Vivendi, führte. Die Aufgabe des Vorstands von Vivendi, Jean René Fourtou, soll nun sein, den niedrigen Aktienkurs wieder nach oben zu bringen.
Konkrete Auswirkungen auf die bei Blizzard entwickelten Spiele sind derzeit nicht abzusehen. Andererseits deutet sich hier ein Wandel im Selbstverständnis der Spieleindustrie an, der nicht unterschätzt werden darf: Sterben klassische PC-Spiele und Videogames langsam aus? Gehört „online“ die Zukunft? Können derart aufwändig zu produzierende Spiele wie WoW und Diablo in Zukunft noch entwickelt werden oder müssen wir uns an eine Zukunft á la „Minecraft“ gewöhnen?