Entschuldigung von Jay Wilson

Vor kurzem gab es einen Zwischenfall auf Facebook, bei dem der leitende Diablo 3 Game Director Jay Wilson den ehemaligen Diablo 2 Entwickler Dave Brevik mit dem Satz „Fuck that loser“ beleidigte. Dieser hatte zuvor in einem Interview die Diablo 3 Entwickler kritisiert. Nun hat Jay Wilson sich entschuldigt und gleich noch einige Hinweise auf die zukünftige Entwicklung von Diablo 3 gegeben.

Diablo 3 Entwickler Jay WilsonWie viele von euch wahrscheinlich wissen, habe ich vor Kurzem auf Facebook eine Äußerung zu Dave Brevik gepostet. Ich möchte hiermit klarstellen, dass mir das Gesagte sehr leidtut. Ich bin von mir selbst enttäuscht, weil ich meinen Gefühlen gegenüber einem Entwicklerkollegen wie Dave auf so barsche und respektlose Art und Weise Ausdruck verliehen habe. Dave hat es verdient, dass man ihm mit angemessenem Respekt begegnet.

Meine Äußerungen erfolgten aus Wut und zur Verteidigung meines Teams und des Spiels. Die Leute können über mich sagen, was sie wollen, aber wenn jemand die Hingabe und die Leidenschaft des Diablo III-Teams anzweifelt oder in Verruf bringt, nehme ich das nicht auf die leichte Schulter. Dave hat’s wirklich drauf. Mit Diablo und Diablo II hat er zwei der Spiele entwickelt, die mich als Entwickler am meisten beeinflusst haben. Ich respektiere die Vision, die er für Diablo hatte, doch wie er bereits in seinem Interview sagte, muss das Diablo III-Team seine eigene Vision für das Spiel entwickeln – eine Vision, die unseren Vorstellungen entspricht. Wir glauben fest an Diablo und haben viele Jahre hart an der Entwicklung des Spiels gearbeitet, um unsere Vision zu verwirklichen.

Das Fundament des Diablo-Teams entstand aus den verbleibenden Mitgliedern von Blizzard North: Unser leitender Programmierer hat zu seiner Zeit bei Blizzard North das Gerüst der Engine von Diablo III entwickelt; unser leitender technischer Grafiker, der sich für viele der Kampfeffekte, Grafikeffekte und die Ausrichtung der Fertigkeiten unserer Klassen verantwortlich zeichnet, ist einer der leidenschaftlichsten Diablo II-Spieler, die es überhaupt gibt; unser leitender Konzeptgrafiker, der zum grundlegenden Look des Spiels beigetragen hat; Wyatt Cheng, unser Senior Technical Game Designer, der viele unserer Blogs schreibt und unermüdlich am veröffentlichten Spiel arbeitet. All diese Leute – und viele andere – haben sich der Entwicklung von Diablo verschrieben, selbst nach der Schließung von Blizzard North. Es tat sehr weh, ihre Leistung von jemandem geschmälert zu sehen, der an ihrer Seite gearbeitet hatte … ich konnte nicht anders, als mich vor sie zu stellen. Ich wünschte nur, ich hätte mich dabei professioneller verhalten.

Als ich mich dem Diablo-Team anschloss, erfüllte sich für mich ein Traum. Zu Hause wurde der Name Diablo immer nur geflüstert, denn er stand für lange Nächte, die bis in die Morgenstunden dauerten, für unglaubliche Adrenalinschübe und Glücksmomente. Er stand für endlose Diskussionen, Debatten, das Durchforsten von Websites nach den besten Builds … und den ein oder anderen krankgefeierten Tag. 🙂 Zur Veröffentlichung von Diablo II habe ich mir damals eine Woche freigenommen und meiner Frau einen Urlaub in einem anderen Bundesstaat verordnet … obwohl sie schwanger war! Ich habe mit meinem Vater Diablo II während eines seiner schwierigsten Lebensabschnitte gespielt. Dieses gemeinsame Erlebnis brachte uns einander näher, und ich hoffe, es hat ihm geholfen, diese Zeit gut zu überstehen. Ich schloss mich dem Diablo-Team an, weil die Vorstellung von einer Welt ohne Diablo sich für mich ziemlich bescheiden anfühlte. Ich wusste damals nicht, ob ich gut genug sein würde. Und ich weiß es auch heute noch nicht. Aber ich musste es versuchen.

Und ganz gleich, wie meine Leistung auch einzuschätzen ist, kann ich ohne den geringsten Zweifel sagen, dass mein Team mehr als nur gut genug war – und ich bin stolz auf das Spiel, das wir zusammen entwickelt haben. Wir glauben, dass es ein großartiges Spiel ist. Aber natürlich hat Diablo III auch Schwächen. Es ist nicht perfekt. Die Verkaufszahlen sind bedeutungslos, wenn ein Spiel nicht in unser aller Herzen weiterlebt. Und genau darum geht es bei Blizzard. Patch 1.0.4 ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber das heißt für uns noch lange nicht, dass unsere Arbeit jetzt beendet ist.

Das Spielen von Diablo III sollte ein bereicherndes Erlebnis sein. Die neuen legendären Gegenstände sind ein großer Schritt in diese Richtung, dasselbe gilt für die Feinabstimmung der Beutequoten. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, dass wir wirklich weit genug gegangen sind. Wenn ihr nicht das Gefühl habt, dass der nächste gute Drop jeden Augenblick fallen kann – und ihr schließlich mit diesem euphorischen Gefühl belohnt werdet, wenn es denn soweit ist – dann haben wir unsere Arbeit nicht richtig gemacht. Aus Sorge um die Langlebigkeit von Diablo III waren wir im Umgang mit Beute und Affixen zu vorsichtig. Sollte Patch 1.0.4 diesen Umstand nicht behoben haben, könnt ihr euch darauf verlassen, dass wir weiter daran arbeiten werden.

Ein Teil des Problems sind aber nicht nur die Drops, sondern auch die Vielfältigkeit der Dinge, die man im Spiel tun kann. Viele von euch haben gesagt, dass es im Spiel mehr als nur die Jagd nach Gegenständen geben muss – und wir sind da ganz eurer Meinung. Das Paragonsystem ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn es gibt euch eine höhere Fortschrittsebene für die im Spiel verbrachte Zeit. Leider hat es keinerlei Einfluss auf die Vielzahl der Dinge, die ihr im Spiel tun könnt. Es gibt sicher keine Patentlösung für dieses Problem, aber ich glaube, dass wir diesen Aspekt des Spiels verbessern können. Und genau deshalb planen wir für den nächsten großen Patch auch mehr als nur PvP. Ich will noch nichts vorwegnehmen, da wir bestimmte Dinge noch genauer festlegen müssen, aber ihr werdet so bald wie möglich mehr erfahren.

Der Schwierigkeitsgrad ist ein Punkt, der bei Diskussionen über das Spiel die Meinungen teilt. Manche Spieler glauben, dass es bei Diablo nie darum ging, gewaltige Herausforderungen zu überwinden, sondern vielmehr um Effizienz und ums Farmen. Andere Spieler wiederum wollen ein Spiel, das ihnen absolut alles abverlangt. Keine der beiden Auffassungen ist falsch. Diablo III gibt den Spielern im Augenblick einfach nicht die Mittel, den Schwierigkeitsgrad an ihr eigenes Niveau anzupassen. Wir haben den Infernomodus als Königsdisziplin festgelegt und eine Art „Einheitsgröße“ für die Herausforderung des Spiels gesetzt. In der späteren Entwicklungsphase von Diablo II wurde zur Lösung genau dieses Problems der Befehl „players 8“ eingeführt, durch den Spieler die Monsterstärke festlegen konnten. Wir überlegen uns nun, für den nächsten großen Diablo III-Patch etwas Ähnliches einzuführen, damit die Spieler selbst bestimmten können, wie schwer oder einfach das Spiel für sie sein soll.

Auch das Auktionshaus hat sich als große Herausforderung erwiesen. Spieler haben durch den Handel mit Gegenständen großen Einfluss auf das Spiel. Wenn man einen tollen Mönch-Drop findet, mit dem man dann eine bessere Ausrüstung für seinen Zauberer finanzieren kann, ist das natürlich ein großer Vorteil. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das Auktionshaus kann die natürliche Beutequote von Gegenständen umgehen und das Spielerlebnis für manche Spieler dadurch trüben. Dieses Problem ist uns durchaus bewusst. Wir sind uns im Augenblick noch nicht darüber einig, wie sich dieses Problem genau beheben lässt, aber wir reden ständig darüber und glauben fest daran, dass wir eine Lösung finden werden.

Dies sind einige der größten Knackpunkte von Diablo III, aber wir beschäftigen uns auch mit anderen Dingen. Wir fragen uns täglich aufs Neue, ob die Spieler mit den verschiedenen Klassen zufrieden sind, ob die Kämpfe gegen die seltenen und Champion-Monster Spaß machen und ob ihre Stärke gut auf die der normalen Monster abgestimmt ist. Können wir die sozialen Elemente des Spiels noch weiter verbessern? Wie können wir die Gegenstände noch besser machen?

Wir haben Diablo III erschaffen, weil wir an die Diablo-Reihe glauben. Wir finden das Gameplay super, die Welt überzeugend, und es ist das Spiel geworden, das wir alle immer spielen wollten. Und eben weil wir an das Spiel glauben, setzen wir alles daran, es immer weiter zu verbessern. Wir wollen, dass Diablo III der bisher beste aller Diablo-Titel wird, und wir hoffen, dass ihr uns weiterhin helfen werdet, genau das zu erreichen.

Daher möchte mich an dieser Stelle bei euch allen entschuldigen – den Spielern der Community. Ihr habt etwas Besseres als meine Reaktion auf Daves Kommentare verdient. Ihr verdient, dass wir euch offen und ehrlich informieren – über das Spiel und unsere kontinuierliche Arbeit, mit der wir Diablo III für uns alle zu einem unvergesslichen Erlebnis machen wollen. Diablo ist uns unglaublich wichtig, und wir sind froh, dass ihr es so leidenschaftlich spielt. Ihr macht unsere Arbeit überhaupt erst möglich, und dafür kann ich euch gar nicht genug danken.

Neben der Entschuldigung spricht Jay Wilson auch einige Probleme des Spiels an und verspricht weitere Verbesserungen für die Zukunft. An den Itemdrops wird weiter gearbeitet, auch der Schwierigkeitsgrad steht auf dem Prüfstand. Im Endgame soll es mehr Möglichkeiten geben und auch der Einfluss des Auktionshauses wird untersucht.

Viele dieser Punkte werden häufig kritisiert und so ist es schön zu sehen, dass Blizzard diese Punkte anscheinend auch erkannt hat und weiter daran arbeiten will.