Wer in Diablo 2 seine Fertigkeitenpunkte auf den ersten Leveln aufsparen und erst ab Level 24 oder 30 in eine Fertigkeit investieren wollte, der konnte dies mehr oder weniger machen. Die ersten Gegner stellten keine große Herausforderung dar, allein Duriel erforderte ein wenig Geschick und Taktik, der Rest ließ sich recht einfach mit einem rostigen Schwert und einer einfachen Axt erledigen. Im offiziellen Diablo 3 Forum kam in der vergangenen Woche die Diskussion auf, ob wir in Diablo 3 ähnliches zu Gesicht bekommen oder hier die Nutzung von Fertigkeiten schon auf niedrigem Level unabdingbar wird. Blizzards Community Manager Bashiok bestätigte, dass Diablo 3 in den unteren Levelregionen deutlich anspruchsvoller sein wird, doch da er es selber noch nicht versucht hatte, versprach er, eben dies zu testen.
Wie versprochen hat Bashiok das Ganze einmal ausprobiert und zwar gleich mit zwei unterschiedlichen Charakteren, dem Barbaren als reinen Nahkampfcharakter und dem Zauberer als klassischen Caster.
Der Barbar eignet sich grundsätzlich wohl am besten für ein solches Experiment, da er völlig auf den Nahkampf ausgerichtet ist und mit Waffen umzugehen weiß. Auch die Attribute, die in Diablo 3 automatisch verteilt werden, wandern hier passenderweise in Stärke und Vitalität, was es dem Barbaren ermöglicht, auch früh im Spiel deutlich schwerere Waffen zu nutzen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Bashioks erste Wahl auf diesen Charakter fällt. In seinem Spielbericht erläuterte Bashiok, wie sich der Barbar ohne Fertigkeiten und Charaktermerkmale spielen ließ und woran er schlussendlich scheiterte:
Ok, also mit dem Barbaren. Das Spiel beginnt mit einem Schwert und einem Brett und man braucht ein bis zwei (normalerweise einen) Schläge für einen einfachen Zombie und vier bis sechs für einen zäheren. […] Mich herauswagend rannte ich in meinen ersten Champion (ein starker Gegner mit einigen Affixen und eine Gruppe von „Freunden“, die die selben Affixe übernehmen), dieses Mal war es ein „Molten Teleporter“. Grotesk. Schwierig, weil im Nahkampf gegen „molten“ heißt, dass ich in der Feueraura stehe und unabhängig von seinen Angriffen Schaden nehme. Ich habe es geschafft, zwei der Kleineren zu isolieren, dann bin ich gestorben. Erster Tod auf Level 3. Bei dem Versuch die verbleibenden beiden herauszulösen (einer davon war der Champion) bin ich fast nochmal gestorben, aber ich habe obsiegt. Bis Level 5 bin ich so vor mich hingetrottet, wo ich dann wieder gestorben bin, in einem Questevent. Ich habe versucht Tränke zu nutzen, aber es war nicht genug. Gestorben. In eine weitere Championgruppe gerannt, Carrion Bat, schon wieder molten teleporter?! Egal, die waren ziemlich einfach. Dann bin ich in einen Miniboss (?) gelaufen und habe nur mit ein paar Lebenspunkten überlebt. Es war ein knapper Kampf. Weiter vor mich hingespielt, dann bin ich auf eine andere Championgruppe gestoßen, die ganz klar verbuggt war, da sie mich jedes mal mit nur einem Schuss töteten. Nachdem ich mich ihen fünf weitere Male entgegengeworfen habe, habe ich entschieden aufzuhören.
Also, ich würde nicht sagen, dass es eine harte Erfahrung war, die Melee-Natur des Barbaren und die eingebaute Zähigkeit ließen es nicht zu grausam werden. Aber bedenkt, das war nur bis Level 6. Ich bin sicher bis Level 14 würde es zunehmend schmerzhafter. Mit Fertigkeiten, da bin ich sicher, hätte ich alle diese Tode vermeiden können (abgesehen von dem verbuggten Champion am Ende).
[swaptext link=“» Original-Zitat“]
Ok, so with the barbarian. Start the game with sword and board, and this takes 1-2 hits (usually 1) for the softer zombies and 4-6 for the tougher ones. […] Venturing out I ran into my first champion (one strong guy with a couple affixes, and a pack of his friends that take on the same affixes), this time it was a Molten Teleporter. Grotesques. Tough because melee’ing molten means I’m standing in the fire trail and taking damage regardless of his actual attacks. I managed to take out two of the smaller guys, then died. First death at level 3. Almost died again trying to take out the remaining two (one of which was the actual champion), but prevailed. Plodded along until level 5 where I died participating in a random quest event. Managed to use a potion, but it wasn’t enough. Died. Ran into another champion group, Carrion Bats, molten teleporter again!? No matter, they were fairly easy. Then I ran into a miniboss (?) and survived with only a few health. It was a close fight. Plodding along, then I ran into another champion pack which were clearly bugged as they one shot me every time. After throwing my corpse against their attacks five more times I decided to stop.
So, I wouldn’t say that it was a tough experience, the melee nature of the barbarian and built-in toughness made it not too terrible. But keep in mind that was only until level 6. I’m sure going to 14 would have been increasingly painful. Using skills I’m positive I could have avoided all of those deaths (barring the bugged champions at the end).
[/swaptext]
Gerade einmal bis Level 6 ist Bashiok mit seinem Barbaren gekommen, mehr schien nicht so einfach möglich zu sein. Zwar war es wohl weniger schwierig, als Bashiok zunächst angenommen hatte, aber dass er mehrmals gestorben ist, spricht wohl dafür, dass bereits am Anfang einige Gefahren auf die Spieler lauern. Ohne Fertigkeiten auf höhere Level zu spielen, scheint nach diesem Spielbericht kaum vorstellbar. Wir werden uns also darauf einstellen müssen, bereits am Anfang alle Punkte zu verteilen.
Da der Barbar ein reiner Nahkämpfer ist, war er bei diesem Test anderen Charakteren gegenüber natürlich etwas im Vorteil. Es stellt sich natürlich die Frage, wie es einem anderen Charakter ergangen wäre. Der Zauberer ist quasi das exakte Gegenteil, ein mehr oder weniger reiner Caster, der von den Attributen und der Spielweise her für ein solches Experiment wohl die schwierigste Aufgabe darstellt. Nichtsdestotrotz hat Bashiok sich an diese Herausforderung gewagt und den Zauberer ohne Fertigkeiten und Traits gespielt:
Ok, ich wechselte also zum Zauberer. Also wieder, spielen, einfach alles mit dem Zauberstab bis zum Tod knüppeln (weee), bis ich ein Schwert gefunden habe. Ich habe angefangen, ihnen ins Gesicht zu schneiden, kein großer Unterschied bei den nötigen Angriffen pro Monster, ich ziehe ein Schwert nur einfach einem Zauberstab vor. Ich rannte in eine mittelgroße Gruppe Zombies uuuund, Tod. Level 2, erster Tod. Nachdem ich die Gruppe aufgeräumt hatte, hatte ich das Glück ein Rare zu finden, ein einfaches Rare, und siehe da, er droppte einen ziemlich netten Zauberstab für mich. Ich habe zu diesem Zeitpunkt alles mit einem Schlag getötet und bin ziemlich schnell voran gekommen. Keine wirklichen Probleme, bis ich Level 5 erreicht hatte und in weitere Championgruppen und ein paar zufällige Questevents gelaufen bin. Alle haben mich entweder mindestens einmal getötet oder mir immerhin einen Zoll meines Lebens genommen. Definitiv nicht wirklich spaßig und das Leveln wurde enorm abgebremst.
[swaptext link=“» Original-Zitat“]
Ok, so I swapped to a wizard. So again, playing, just wanding everything to death (weee), until I found a sword. Started slicing things in the face, not much difference attacks-per-monster wise, I just prefer it to wands. I ran into a medium sized pack of zombies aaaaand, dead. Level 2, first death. After finally clearing that pack out I was lucky enough to have a rare spawn, an easy rare, and lo and behold he dropped a very nice wand for me. I’m one-shotting everything at this point and I’m going along fairly quickly. No real trouble until I hit level 5 and start running into more champion packs, and a few more random quest events. All of which either kill me at least once or take me within an inch of my life. Definitely not too fun and a real slowing effect in my attempts to rush levels.
[/swaptext]
Mit ein wenig Dropglück scheinen die ersten Level doch etwas einfach zu verlaufen und falls man seinem Charakter Ausrüstung zur Verfügung stellt, geht es vielleicht noch ein wenig schneller. Die Ausrüstung wird wohl gerade auf niedrigen Leveln einen deutlichen Unterschied machen, doch trotzdem scheint etwa bei Level 6 die Grenze zu sein, ab der man nur noch mit Schwierigkeiten ohne Fertigkeiten auskommt. Überraschenderweise ist es Bashiok mit dem Zauberer nicht extrem viel schlechter ergangen, als mit einem Barbaren. Der Unterschied zwischen Melee- und Caster-Charakteren wird sich dann wohl erst im Laufe des Spiels deutlicher bemerkbar machen.
Dass man schon am Anfang einiges in Fertigkeiten investieren muss, führt natürlich auch dazu, dass Respec eine zentrale Rolle einnehmen wird, damit man später auch andere Fertigkeiten ausreichend nutzen kann. Aktuell sind drei Respec-Möglichkeiten geplant, in jedem Schwierigkeitsgrad eine, doch Jay Wilson, Lead Designer von Diablo 3, plant laut Bashiok eventuell noch weitere Respecs ein, damit es nicht nötig sein wird, Punkte aufzusparen. Es bleibt abzuwarten, ob Blizzard sich hier noch etwas einfallen lässt. Wir werden uns zumindest darauf einstellen müssen, dass Diablo 3 nicht erst eine kleine lockere Einführung bietet, sondern der Kampf gegen Diablo und die Mächte der Hölle beginnt!