In der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität startet ein Modellprojekt zur Therapie von Computerspielsucht. Der Diplom-Psychologe Klaus Wölfling behandelt in seiner Ambulanz derzeit 57 Computerspielsüchtige. Die Hälfte seiner Patienten spielt nicht mehr nur aus Spaß, sondern weil sie nicht mehr anders können. Aus eigener Kraft kommen sie nicht mehr davon los.
Gerade Online-Spiele, so Wölfling, üben auf die Betroffenen einen besonderen Reiz aus. Sie bieten auf einfache Weise soziale Kontakte auf virtueller Ebene. Zudem stehen die Spielewelten selbst niemals still, auch nicht, wenn der Computer ausgeschaltet ist.
Computerspielsüchtige leiden an den Folgeerscheinungen ihrer Sucht. Sie vernachlässigen Familie und Freunde, ernähren sich falsch und zeigen Entzugserscheinungen wie Nervosität, Aggression und Schlaflosigkeit. Das Spiel allein dominiert den Alltag. Betroffene verdrängen ihre realen Probleme und suchen einen Ausgleich in Online-Spielen wie World of Warcraft oder Counterstrike. Dort finden sie viel leichter Erfolg und Anerkennung, als in der realen Welt. Aus Vergnügen wird Verlangen und der Betroffene bemerkt die schleichende Veränderung nicht.
Die ambulante Therapie hat nicht zum Ziel, nie wieder zu spielen, sondern einen vernünftigen und verantwortungsvollen Umgang mit dem Medium Computerspiel. Der Betroffene soll in der Gruppe lernen, positive soziale Effekte des Spiels in die Realität zu transportieren. Er soll ebenso charmant flirten wie in der Spielewelt oder eine Gruppe so führen, wie beispielsweise einen Clan in World of Warcraft.
Wölflings Modellprojekt wird nach einem Jahr abgeschlossen sein. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, das Phänomen Computerspielsucht besser zu verstehen und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln.
Aber wie steht es um uns selbst? In unserem Diskussions-Thread wollen wir einen kritischem Blick auf unseren eigenen Spielealltag werfen.