Heute nun der fünfte und wirklich letzte Teil der Mini-Serie zum Überblick der wichtigsten Features in Diablo 3 Reaper of Souls. Ich möchte noch ein paar Worte quasi als Vorschau-Fazit verlieren. Und dem Auktionshaus gedenken. Und auch den HC-Modus seit Patch 2.0 möchte ich mit einem Interview mit einem High-Paralevel-Spieler würdigen.
Reaper of Souls Features – Teil 5
• Die Mystikerin, Transmogrify und Verzaubern
• Level 70 und Items
• Akt Fünf, Quests und der Crusader
• Adventure Modus und Nephalem Rifts
• Fazit, Auktionshaus und HC
Fazit, Auktionshaus und HC
In wenigen Tagen also erscheint nun Reaper of Souls, die erste und hoffentlich nicht letzte Erweiterung zu Diablo 3. Blizzard versteht es gut, das Hype-Tachometer wieder über die Geschwindigkeitsbegrenzung zu bringen. Ob durch diffuse Andeutungen eines Ladder-Modus, durch ein YouTube-Video, das einen Blizzard Community Manager beim Erklären der RoS-Features zeigt – nach Verspeisen einer wirklich scharfen Chillischote. Oder durch diverse Ankündigungen im BattleNet-Launcher oder Tweets, Blogs, etc.
Der wohl genialste Schachzug jedoch war es, einige RoS-Features bereits vorab als „Patch 2.0“ zu veröffentlichen. Diesen Knochen haben die Community-Hunde natürlich gern angenommen. Viele der durchaus berechtigten Kritikpunkte an D3 Classic wurden aufgegriffen und weitgehend ausgemerzt. Das Abbild des glorifizierten D2 wurde damit jedoch noch nicht erreicht. Auch wenn der verklärte Blick durch die rosarote LoD-Brille einiges an der hervorgebrachten Kritik deutlich überzogen oder gar wahnwitzig erscheinen lässt, so sind einige wenige Kernpunkte dennoch als Baustelle zu betrachten.
Darauf möchte ich in diesem Artikel jedoch nicht eingehen. Jeder sollte sich erstmal sein eigenes Bild machen. Ich bin mir absolut sicher, dass wir noch einige Patches und Verbesserungen sehen werden. Ein zweites Add-on war ursprünglich ja auch geplant. Die Hoffnung, die nach oben durchaus noch vorhandene Luft könne in Zukunft mit fester Diablo-Substanz gefüllt werden, ist bei mir definitiv vorhanden.
Blizzard hat mit Reaper of Souls auf jeden Fall bereits einige Löcher gestopft und der treuen Diablo-Gemeinde Gelegenheit gegeben, ihren Frieden mit dem dritten Teil der Saga zu schließen. In den ersten Monaten werden wir wieder viel Neues entdecken, unsere Chars Stück für Stück upgraden und Lücken im System ausfindig machen können, die Blizzard dann in einem folgenden Patch wieder schließen muss, um OP-Builds weitestgehend vermeiden zu können. Seit Patch 2.0 zeichnet sich ja der Wizard als DER Über-Char schlechthin aus.
Vom Nerf-Hammer am härtesten getroffen wurde sicherlich der Barb. Trotz wesentlich höher möglichem Ressourcen-Pool scheint der Barb ständig zu wenig Wut zu haben, um seine besten Skills dauerhaft einsetzen zu können. Es gibt zwar bereits einige solide Builds, aber die meisten erfordern explizite Legendaries, um effektiv zu sein.
Mit Erscheinen von Reaper of Souls wird da wieder ein wenig neu gemischt. Schließlich erhält jede Klasse ab Level 61 einen neuen Skill. Bei allen Klassen außer dem Mönch handelt es sich dabei um einen AoE-Skill. Die für Zauberer, Hexendoktor und Barb haben mir dabei am besten gefallen. Je drei neue Passivskills kommen bis Level 70 auch hinzu. Insbesondere der Barb erhält hier einen richtigen Damage-Pusher. Tobsucht steigert für 8 Sekunden den Stärkewert um bis zu 25%. Dieser 8 Sekunden-Timer wird nach jedem Monsterkill wieder zurückgesetzt. Bei den in RoS möglichen Mainstat-Zahlen sorgen diese 25% für deutlich mehr Umpf.
Auch die anderen Klassen haben hier Nettes (und auch mehr oder minder Nutzloses) vorzuweisen. Hinzu kommt, dass in RoS vier Passivskills ausgewählt werden können. Es bleibt jedoch weiterhin bei 6 aktiven Skills.
Unterm Strich gesehen kann ich Reaper of Souls eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Es hat meiner Meinung nach wieder mehr von einem Action-RPG als D3 Classic. Man erhält auch zwei zusätzliche Charslots und eine weitere Kistenseite (wofür man etwas Gold aufwenden muss). Käufer der Digital Deluxe oder Collector’s Edition bekommen sogar fünf zusätzliche Charslots. Da wir ja nun ohne Auktionshaus auskommen müssen, ist Item-Messis wie mir hiermit gut gedient, da man seine gesammelten Kollektionen bequem auf Item-Mulis lagern kann, ohne ständig in der Angst zu leben, keine Slots mehr frei zu haben.
Ab jetzt mit ohne AH – ein Nachruf
Damit ist auch schon die Brücke zu meinem nächsten Thema geschlagen. Wir leben nun im Zeitalter des nicht mehr vorhandenen Auktionshauses. Ich bin der Meinung, das AH war besser als sein Ruf. Gerade für mich als HC-Spieler ermöglichte es mir, nach einem RIP nicht erst wieder stunden-/tage-/wochenlang in Sanktuario rumzueiern, um wieder halbwegs vernünftige Ausrüstung zusammenzubekommen.
Ich muss auch gestehen, dass ich das Traden sehr vermissen werde. Doch kann ich Blizzards Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Den Bottern wurde quasi die Lebensader abgeschnitten. Deren kriminelle Energie wird aber sicherlich ausreichend groß sein, um dennoch Echtgeld mit Diablo 3 machen zu können.
Seit vergangenem Dienstag ist das AH also nichts weiter als eine Anekdote in der nun achtzehnjährigen(!) Diablo-Geschichte. Vielleicht veröffentlicht Blizzard ja noch ein paar AH-Zahlen. Mich würde zum Beispiel interessieren, wie viele Items denn nun darüber ge-/verkauft wurden, unterteilt nach Gold-AH und RMAH. Wieviel dabei insgesamt umgesetzt wurde. Welches war das am häufigsten angebotene Item? Wieviele Items hat der aktivste Verkäufer verkauft? Und umgekehrt, wieviele Items hat der aktivste Käufer eingekauft? Und was hat er dafür bezahlt?
Diese Plattform hatte echte Vorteile, aber natürlich auch echte Nachteile. Leider überwogen die Nachteile. Es war ein Experiment, aus dem Blizzard nun seine Schlüsse gezogen hat. Wird etwas derartiges für die Diablo-Reihe noch einmal kommen? Ich wage es zu bezweifeln. Auf jeden Fall ist das Finden von Legendaries nun wichtiger als je zuvor. Denn nur mit ihnen können echte Verbesserungen realisiert werden.
The Day After
Das AH-lose Zeitalter hat schnell eine andere Wort-Abkürzung gefunden. Für viele Diablo-Begeisterte ist es schon zum Unwort des Jahrzehnts geworden: BoA. BoA ist jetzt Gesetz! „Bind on Account“ bedeutet nichts anderes, als dass dieses Item nur von Chars des Accounts verwendet werden kann, von dem dieses Item gefunden wurde. Kleines Zugeständnis von Blizzard-Seite: Wurde das Item in einem Multiplayer-Game gefunden, kann es in den zwei Stunden danach an einen der anderen in dem Spiel befindlichen Spieler gegeben werden. Immerhin.
Böse Zungen sprechen übrigens schon von „Beschissen ohne Ausnahme“. Nachzuvollziehen, da ihrem Verständnis nach solch ein Mechanismus in einem Diablo-Spiel nichts zu suchen hat. Doch seien wir ehrlich, wer möchte schon ein dupe-, bot- und cheatverseuchtes Diablo wiederhaben? Höchstens die winzige Minderheit an Dupern, Cheatern und Bottern. Insofern ist der Slogan „Sag nein zum AH, sag ja zu BoA!“ das kleinere Übel.
Dennoch: AH, ich vermisse Dich. Mach es gut, alter Kumpel. Und nett, dass du dich für deine letzten Tage nochmal aufgehübscht hast. Stundenlang habe ich Gebotszahlen eingegeben und wieder gelöscht, nur um zu sehen, wie du die Tausenderpunkte jedes Mal korrekt gesetzt hast. Im Netz fand ich einen sehr passenden Kommentar – war es Flux von incgamers? Keine Ahnung mehr. Er meinte, das sei so, als ob sich deine Freundin ihre Brüste vergrößern lässt – einen Tag, bevor sie mit dir Schluss macht.
Hart wie Marmelade
Da ist sie schon wieder. Die Extrabreit-Anspielung. Egal. Hier geht es um den Hardcore-Modus. Hardcore ist in Reaper of Souls eigentlich auch nicht anders als in D3 Classic. Seit Patch 2.0 ist der RIP bei weitem nicht mehr so schlimm, da man überhaupt keine Paragonlevels verliert. Die Items sind aber trotzdem weg. Gerade in RoS und gerade ohne AH kann es dennoch sehr schmerzhaft werden, nämlich dann, wenn man endlich das Super-Duper-70er-Legendary gefunden und durch den RIP wieder verloren hat.
Einen Tipp möchte ich an dieser Stelle noch loswerden, bevor Ihr Euch in das Abenteuer Reaper of Souls stürzt: denkt dran, dass nach Level 60 die Effektivität von Life Steal stetig abnimmt, bis sie bei Level 70 schließlich völlig wirkungslos ist. Gerade im HC-Modus ist es daher ratsam, sich frühzeitig nach Alternativen umzuschauen, wenn man bislang stark von dieser Eigenschaft abhängig war.
Das Leveln selbst geht – wie ja schon durch den Patch gesehen – sehr flott. Und die Para-Levels flutschen nur so. Als mit dem Patch auch Paragon 2.0 live gegangen ist, wurde ja bekanntlich die gesamte Paragon-Erfahrung aller Chars aufaddiert, was dann das neue Account-Paralevel bestimmt hat. In softcore betrug das Maximallevel 376. Dies entspricht genau zehn mal plvl 100. In Hardcore war ein höheres Level möglich, da auch die Paragon-Erfahrung gefallener Helden einberechnet wurde. Dies dürften allerdings die wenigsten erreicht haben.
Während mir selbst das Vergnügen eines 100er Chars leider verwehrt blieb, betrug das höchste Paralevel eines Spielers aus meiner f-list 276, was immerhin fünf mal plv 100 und einmal plvl 75 entspricht. Ihn habe ich mir dann für ein Interview ausgesucht, das ich Euch nicht vorenthalten möchte.
Interview mit HC-Spieler scratchy85
Was war Dein Paragon 2.0-Level, als der Patch live ging?
Wieviele 100er hattest Du? Und wieviele davon leben noch?
Mit welchem Char und Build hast Du den Großteil Deiner Zeit verbracht?
Für Deine 276 hast Du mit „nur“ 1.600 Stunden relativ wenig Zeit gebraucht. (Zum Vergleich: Ich selbst hab für meine 201 Levels knapp 2.100 Stunden benötigt.) Wie kam diese Effektivität zustande?
Welcher Build hat Dir vor dem Patch am meisten Spaß gemacht?
In welcher Reihenfolge würdest Du jetzt, nach dem Patch, die 5 Char-Klassen anordnen, wenn es ums Exp-Farmen geht?
- Zauberin
- Hexendoktor
- Dämonenjäger
- Mönch
- Barbar
Ich persönlich tue mich beim Dämonenjäger allerdings schwer. Und als Support-Char für die Gruppe ist ein Mönch höher anzusiedeln. Ich spiele momentan eh nur die Zauberin, insofern ist meine Einschätzung der anderen Klassen nicht als der Weisheit letzter Schluss anzusehen.
Welche Tipps oder Ratschläge würdest Du HC-Spielern, insbesondere HC-Neulingen, geben?
- Spiel das, was dir Spaß macht. Hexendoktor ist allerdings am einsteigerfreundlichsten.
- Mach dich mit den Stärken und Schwächen deines Chars vertraut. Lass dich nicht rushen! Der Char würde nicht lange überleben.
- Suche dir Freunde und spiele in der Gruppe.
- Ich denke, so offensichtliches wie Spiele nicht betrunken muss ich nicht extra erwähnen.
Was ist nach dem Patch die für Dich effektivste Art von Run, um a) Items zu farmen und b) Exp zu sammeln?
Was macht für Dich den Reiz an HC aus? Wieso spielst Du nicht SC?
Warum ist es Dir wichtig, in einer Gruppe zu spielen?
Was gefällt Dir an dem 2.0-Patch?
Was müsste noch verbessert werden?
- Legendary-Droprate noch zu niedrig
- Die Eigenschaften auf manchen Items. Es bringt ja nichts, Bersi beim Barb zu nerfen, aber dann auf Items wie Eiskletterer Immun gegen Eis draufzupacken.
- Es müsste eine Art Trade-System geben. Nur in der kleinen Gruppe tauschen zu können, ist irgendwie zu wenig. Allerdings müssen sie es wohl so belassen, denn jede Art der Lockerung würde den Bottern wieder mehr Spielraum geben.
- Party-Gruppen mit bis zu 8 Spielern wäre sehr schön. Keine Ahnung, ob die Server das mitmachen würden.
- Char-Balance unausgeglichen. Das kann sich mit RoS natürlich wieder ändern.
Letzte Frage: Auf welche Features in Reaper of Souls freust Du Dich?
- Akt 5
- Bounty Runs
- Rift Runs
- Mystikerin
- und vor allem auf den Crusadoooor
Soweit also scratchy85. Damit ist die Miniserie nun wirklich am Ende angekommen. Auf Wiedersehen in Reaper of Souls!