Diablo 3 ist jetzt ziemlich genau einen Monat draussen. Und bald wird ein Spiel im gleichen Genre veröffentlicht, nämlich Torchlight 2, für das Max Schaefer verantwortlich zeichnet.
Max Schaefer hat Diablo und Diablo 2 mitentwickelt, bevor er etwas Neues unternahm, nämlich erstmal die Flagship Studios zu gründen und dann CEO von Runic zu werden.
Aus dem sehr langen Interview auf i.eat.games fassen wir für Euch das zusammen, was für Diablo 3 und das Genre wichtig ist. Wer sich zusätzlich für Torchlight interessiert, liest am besten das Interview im englischen Original.
War es für Euch wichtig, Torchlight 2 vor oder nach Diablo 3 herauszubringen und hat sich jetzt nach Release von Diablo 3 etwas geändert?
Max Schaefer: Es war nicht wirklich wichtig für uns. Ich denke, dass wir vom Release von Diablo 3 sogar profitieren. Es war tatsächlich Gegenstand der Diskussion bei uns, aber ich denke, dass es uns hilft. Wir sind eine kleine Firma – ihr wißt, irgendwie indie – also holen wir uns unsere Kunden über die Spielergemeinschaft. Wenn jemand wie Blizzard mit einem Spiel wie Diablo 3 rauskommt – mit Werbung im Fernsehen, also wirklich massive Werbung betreibt, bringt das Millionen von Spielern in die Community und das macht auch unser Publikum größer. Wir haben bereits Vorbestellungen bei Steam laufen gehabt und am Tag des Releases von Diablo 3 sind diese um 40% gestiegen und sind nach wie vor hoch. Sie (Blizzard) bringen eine Menge Leute in das Genre und die Leute bekommen so auch mit, was wir tun. In gewisser Weise sind wir Trittbrettfahrer von Blizzards Marketing.
Kann Runic etwas aus den Umständen des Releases von Diablo 3 lernen?
Max Schaefer: Nicht wirklich (lacht) ich meine, wir haben es alle gespielt! Es ist vorhersehbar was beim Launch passiert. Es passierte bei Diablo 2, WoW und Starcraft. Du kannst Dich einfach nicht auf den Ansturm von Millionen Spielern am Tag 1 vorbereiten. Das hat uns nicht überrascht. Wir haben uns ausgerechnet, dass es ein paar Tage dauert und alles geht vorbei. Sobald alles gut läuft, wird sich niemand mehr an den holprigen Start erinnern. Wir haben nicht mit dem Finger draufgezeigt und gerufen: „Hey, Ihr müsst dafür sorgen, dass sowas niemals passiert“ WEIL sie ja offensichtlich versucht haben sich darauf vorzubereiten, die sind ja nicht blöd da. Es ist schlicht unmöglich, sich auf so einen Ansturm vorzubereiten. Wir sind tatsächlich erleichtert, dass das Spiel was taugt. Es ist ein gutes Spiel und wir wollen, dass unser Genre heiß und interessant bleibt.
Wie ist Blizzard deiner Meinung nach mit Diablo 3 zurechtgekommen? Um genauer zu sein: Wie ist das mit deinen Gefühlen, die Fortsetzung einer Serie zu sehen, die deine einzigartigen Talente benötigte um zu entstehen?
Max Schaefer: Wow, das ist schon ein komisches Gefühl, das ist schon so. Es ist irgendwie cool! Zunächst bin ich begeistert, dass das Spiel gut ankam. Sie haben gute Arbeit geleistet und es wird der Serie gerecht. Das ist eine große Erleichterung. Ich bin irgendwie froh, dass sie es gemacht haben und wir es nicht machen mussten. Hauptsählcih deswegen, weil es unmöglich ist, die Ansprüche der Leute zu übertreffen, die eine Fortsetzung von Diablo erwarten. Ich denke, sie haben eine bemerkenswert gute Arbeit geleistet, indem sie ein gekonntes Spiel gemacht haben, das offensichtlich das schnellstverkaufte PC-Spiel aller Zeiten ist. Also, aus einer wirtschaftlichen Sicht betrachtet, haben sie es richtig gemacht. Wir haben über den holprigen Start bereits früher gesprochen, aber daran erinnert sich niemand mehr wenn alles läuft. Ich bin also ziemlich zufrieden damit dass es so kam wie es kam. Ich bin auch glücklich damit, dass sie ein paar Entscheidungen getroffen haben, die wir nicht getroffen hätten.
Was meinst Du damit?
Max Schaefer: Oh, ohne Singleplayer Offline, das Auktionshaus und all das Zeug. Bei Torchlight 2 haben wir uns entschieden, den entgegengesetzten Weg zu gehen. Die kamen also mit ihren Ankündigungen raus und das war gut für uns, weil wir nun Unterschiede zwischen den Spielen herausarbeiten konnten.
Was denkst Du von Diablo 3? Magst Du das neue Skillsystem? Die Geschichte? Welche Klassen haben Dir Spass gemacht?
Max Schaefer: Alle Klassen machen Spass. Ich mag die Art wie sie die Geschichte erzählen. Es fühlt sich nicht aufgesetzt an was es in den anderen Diablo Versionen war. Es zeigt, dass sie darüber nachgedacht haben.
Ich denke, dass die Gestaltung großartig ist. Es sieht aus wie Diablo, aber sie haben ihren eigenen Stil entwickelt wie es meiner Ansicht nach auch sein sollte. Du weißt schon, sie sollten nicht einfach nochmal Diablo 2 machen. Sie haben eine ganz neue Mannschaft die das Spiel entwickeln und es ist immer das Beste wenn die Leute das auf ihre eigene Art und Weise machen. Ich bin also ziemlich zufrieden, dass sie dem Spiel ihre eigene Prägung gaben. Es sieht großartig aus und spielt sich auch so! Ich hatte eine Menge Spass beim Spielen. Ich hatte nicht wirklich die Zeit gehabt zu spielen, weil wir offensichtlich selbst sehr beschäftigt sind, aber das was ich gespielt habe, habe ich genossen.
Finde ich auch. Es ist schön zu sehen, wie gut das Spiel angenommen wird. Es ist auch ziemlich erstaunlich wenn man bedenkt, dass es schon zehn Jahre her ist…
Max Schaefer: Ja, wie kann man diese Erwartungen erfüllen, weil der letzte Teil schon so lange her ist und die Erwartungen über die ganze Zeit steigen. Man nimmt dann gerne an, dass das Spiel die ganze Zeit über in Entwicklung war und sie daran schleifen und schleifen. Aber so läuft das nicht. Sie (Blizzard) hatten in dieser Zeit ein paar große Releases.
Weißt Du, als ich vor einer Million Jahre bei Blizzard gearbeitet habe, haben wir an Diablo 3 gearbeitet – und es war ein MMO! Wir waren dabei, eine Diablo-Version von World of Warcraft zu machen. Blizzard hat das offensichtlich ziemlich schnell geändert, also gingen wir um die Flagship Studios zu machen ( Hellgate: London), haben eine Menge Leute mitgenommen und die haben mit einem neuen Team angefangen.
Moment, dieses Diablo 3 MMO wurde eingestampft, weil Blizzard an World of Warcraft arbeitete?
Max Schaefer: Nein, nein, sie haben es geändert als sie sich intern dafür entschieden hatten, sie hatten unterschiedliche Gewichtungen für die Gestaltung und Ziele als wir. Nochmals, ich finde das gut.
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Wer hätte das gedacht? Diablo 3 als MMO geplant gewesen? Max Schaefer darf man das ruhig glauben. Nun, wenn es vor 10 Jahren rausgekommen wäre, hätte sicherlich der eine oder andere diese seinerzeit recht neue Spielprinzip ausprobiert. Was haltet Ihr von Max Schaefers Äußerungen, zu den Anfangsschwierigkeiten bei Release und seinem Kommentar oder von dem Gedanken, Diablo 3 sei jetzt ein MMO? Wir freuen uns auf die Diskussion!