Ein Wiedersehen mit den Engeln

Engel sind auch Geflügel

Zum neuen Diablo 3 stehen nur wenige Dinge fest. Eines davon ist, dass der Kampf zwischen Himmel und Hölle viel wichtiger werden soll als in den Vorgängern. Es scheint also undenkbar, dass wir nur den unvermeidlichen Tyrael zu Gesicht bekommen. Aber welche Engel gibt es noch? Und wer hat eine wirklich ernstzunehmende Chance, uns im Nachfolger wieder zu begegnen?
In Diablo 1 und 2 kommen insgesamt vier Engel vor – dreien davon können wir im Spiel begegnen, der vierte tritt lediglich in den beiden Handbüchern in Erscheinung. Es handelt sich um Tyrael, Hadriel, Izual und Inarius.

Hadriel

Während wir über Tyrael in den Handbüchern, aus Cains Erzählungen und den Dialogen viel erfahren, wissen wir über Hadriel so gut wie nichts. Kein Wunder – die Entwickler von Blizzard standen unter Zeitdruck, als sie den vierten Akt von Diablo 2 schufen. So strichen sie drei der sechs Quests, in denen unter anderem Hadriel seinen Auftritt haben sollte. So strich Blizzard die ursprünglich für ihn vorgesehene Geschichte und verfrachteten ihn in den Flammenfluss, da sie noch einen NPC brauchten, der die Siegel im Chaos-Sanktuarium erklärt. Was auch immer seine Geschichte gewesen sein mag, weder Tyrael noch Cain äußern sich zu ihm, so dass wir im Dunklen tappen.

Dennoch war ausgerechnet Hadriel Gegenstand einiger Gerüchte, er könnte in Diablo 3 auftauchen. Der Grund dafür: der Hintergrund der offiziellen Diablo-Website, den ihr rechts seht, wurde zunächst von allen als ein Bild von Tyrael gedeutet. Es wurden allerdings auch Stimmen laut, die das anzweifelten. Die Schulterplatten und die dunkle Rüstung, so die Begründung, würden eher an Hadriel erinnern, wie er in Diablo 2 dargestellt ist, als an Tyrael. Dagegen spricht, dass Hadriel in Diablo 2 eben nur ein Lückenfüller war. Er steht einfach unerklärlicherweise am Flammenfluss herum. Warum also ausgerechnet er? Und sollte man die immerhin 8 Jahre alte Grafik von Diablo 2 als das Maß der Dinge betrachten?
Am besten sieht man es so: Kehrt Hadriel in Diablo 3 zurück, ist er für uns eigentlich ein Unbekannter. Wir kennen von ihm nicht mehr als den Namen, und wenn Blizzard den wieder benutzen will, dann weckt er auch keine nostalgischen Gefühle.

Izual

Der zweite Kandidat auf unserer Liste genießt den Vorteil, eine wichtige Rolle in Diablo 2 gespielt zu haben. Sein Problem? Er ist tot. Das muss wenig bedeuten, denn immerhin lässt sich ein richtiger Bösewicht von derartigen Kleinigkeiten wie dem Tod nicht aufhalten (schließlich kommt ja auch Diablo selbst irgendwie zurück). Aber dass wir auf Tyraels Geheiß hin die Seele des gefallenen Engels „befreit“ haben, mindert seine Chancen auf einen Auftritt in Diablo 3 erheblich.

Der Part, den Izual in Diablo 2 spielte, kann dabei gar nicht überschätzt werden. Immerhin war er es, der Diablo und seinen Brüdern verrät, was die Seelensteine sind und wie sie gegen den Himmel eingesetzt werden können. Mit diesem Wissen setzen diese die Seelensteine gegen das Gute ein und nur so erfährt Baal vom Weltstein, dessen Macht noch wesentlich größer ist – schließlich sind die Seelensteine nur Splitter des Weltsteins. Wegen Izuals Verrat muss der Held also nicht nur die Seelensteine zerstören, sondern Tyrael schlussendlich auch den Weltstein. Und wahrscheinlich macht erst das die Geschehnisse in Diablo 3 überhaupt möglich.
Bleibt Izual also tot? Es ist durchaus möglich, dass wir eine verdrehte Version des gefallenen Engels in Diablo 3 zu Gesicht bekommen – als kleineren Boss. Denn wie in Diablo 2 kann seine Seele ja wieder in einen Dämon gesetzt werden, um Rache an den Mächten des Guten zu üben.

Inarius

„Ina-wer?“ fragen jetzt vermutlich jene, die die Handbücher von Diablo nie gelesen haben. Inarius war nicht nur der Erschaffer von Sanktuario, sondern überdies noch der Vorfahre aller Menschen, die er zusammen mit Mephistos Tochter Lilith gezeugt hatte. Der Hintergrund war, dass zwischen Himmel und Hölle schon seit ewigen Zeiten der Sündenkrieg tobte. Diese Pattsituation wollte Inarius aufheben und so erschuf er Sanktuario (vom lateinischen Wort für „Zuflucht“) und die Menschen, die Nephalem (ein Begriff, den auch die Urahnen auf dem Berg Arreat benutzen). Den Weltstein erschuf er gleich mit, da er die neue Welt gegen die Einflüsse des Himmels und der Hölle abschirmen wollte. Dennoch tummelten sich bald auch Agenten des Guten und des Bösen dort.
Nach den Handbüchern von Diablo 1 und 2 war Inarius auf Sanktuario auch Anführer eines großen Kultes. Im Handbuch von Diablo 1 wird erzählt, dass dieser Kult die himmlische Schönheit des eitlen Engels verehrte. Als Inarius allerdings Mephisto in die Quere kam, nahm dieser ihn gefangen. Er folterte ihn, deformierte ihn und machte ihn zu einem hässlichen Monster, zusammen mit seinen Anhängern (die als „Overlords“ in Diablo 1 Diener Diablos waren). Er schnitt ihm die Augenlider ab und sperrte ihn in der Hölle in ein Verlies aus Spiegeln, so dass er auf ewig seine Hässlichkeit ertragen müsse.
Wenn diese Ereignisse in der Geschichte von Diablo 3 berücksichtigt werden, dann taucht Inarius wahrscheinlich nicht dort auf. Und wenn doch, dann eignet er sich aufgrund seiner Entstellung wohl kaum zum Helden, sondern wird wohl eher als gefallener, gebrochener Engel mit den Armeen des Bösen marschieren.

Hauptsache „iel“

Von den bereits aus den Vorgängerspielen bekannten Engeln taugt keiner so recht zum strahlenden Helden – gerade bei Tyrael wissen wir nicht, auf welcher Seite er stehen wird, aber auch Inarius und Izual scheinen auszuscheiden. Wenn Blizzard uns also in Diablo 3 einen guten Flattermann präsentieren will, müssen sie entweder auf Batman ausweichen oder aber den bislang fast charakterlosen Hadriel reaktivieren. Oder es erscheint ein ganz anderer Engel – einer, von dem wir bislang noch nichts gehört haben. Ein Diablo ganz ohne Engel jedenfalls wird es nicht geben.

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