Diablo 4 und seine Schatten

Diablo

Diablo Lord of Terror
Diablo 4 war das heiß ersehnte Event für die BlizzCon 2018 – und es kam nicht. Geplant war das in dieser Form freilich nicht, wie kotaku.com vermeldet. Wir hatten bereits kurz nach der BlizzCon über ein angeblich bereits gedrehtes Video mit der Ankündigung von D4 zur BlizzCon spekuliert… dieses Video scheint es tatsächlich nicht gegeben zu haben. Aber ein Diablo 4 ist definitiv in Arbeit.
Mal wieder nach mittlerweile 11 Quellen früherer und aktueller ungenannter Mitarbeiter von Blizzard laut kotaku.com. Warum uns das trotzdem einen Artikel wert ist? Weil es schlüssig klingt. Den sehr langen und inhaltsreichen Hintergrund-Artikel (englisch) findet ihr hier: kotaku.com Wir fassen ihn kurz zusammen:

Die Schatten der Vergangenheit

Wer erinnert sich noch an das geheimnisvolle „Projekt Titan“, ein MMO an welchem Blizzard jahrelang rumschraubte bis es komplett eingestampft wurde und mit ihm Verluste von hunderten von Millionen Dollar? Diesen Schatten, so die Quellen, fürchtet Blizzard immer noch. Bevor nicht alles feststeht und mit Goldpuder versehen ist, wird nichts mehr bekannt gegeben. Wer erinnert sich noch an die Roadmap zu Diablo 3? Es war stets von einer zweiten Erweiterung die Rede, welche für ungefähr 2015 geplant war. Daraus wurde bekanntlich nichts.
Was wir Spieler bekamen waren, nach Reaper of Souls, waren unter anderem die Gebiete der Greyhollow Islands und ein bisschen Lore dazu. Das sind, bereits damals diskutiert, offensichtlich die Überreste der Erweiterung gewesen. Aber wie kam es dazu? Laut den Quellen von kotaku wurde nach dem reichlich desaströsen Start von D3 (Error 37, Schwierigkeitshürden etc.) kurz vor dem Erscheinen von Reaper of Souls entschieden, keine zweite Erweiterung zu bringen. Dies, obwohl das D3-Team bis dahin jede Menge Arbeit in die Verbesserung des Spiels gesteckt hatte und auch vieles erreicht hatte. Aber die Führung hatte offenbar kein Vertrauen mehr in das Team.
Diablo 3 Reaper of Souls Erweiterung
Nun, Reaper of Souls wurde zu einem Erfolg, konnte aber nicht mehr die Spielermassen binden wie seinerzeit Diablo 3. Das Entwickler-Team war ob dieser Entscheidung geschockt. Activision Blizzard wartete nicht mal ab wie RoS bei den Spielern ankommen würde, sondern entschied, gleich ein Diablo 4 in Angriff zu nehmen…

Die ungewisse Zukunft

Deswegen wurde das D3-Team – jedenfalls nach kotaku – stark zerschlagen und dem damals neuen Overwatch-Team zugeschlagen und WoW. Statt der Erweiterung wurde mit jedem Patch Content um Content nachgeschoben, quasi frei Haus. Es blieb eine Rumpfmannschaft die Patches pflegte und die letztlich auch den DLC um den Totenbeschwörer entwickelte. Damals mit Josh Mosqueira an der Spitze, wurde parallel das so genannte Projekt „Hades“ in Angriff genommen. Es sollte als Basis für ein Diablo 4 dienen.

Diablo 4 Projekt Hades

Geplant war offenbar eine Art düsterer Dungeon Crawler, was man als Reminiszenz zum ursprünglichen Diablo verstehen kann. Freilich nicht aus einer isometrischen Perspektive, sondern aus Spielersicht mit dem Blick über die Schulter. Dieses Projekt kam aber nicht richtig in Gang mit der Rumpfmannschaft und die Entwicklung stockte. Mitte 2016 verließ Josh Mosqueira schließlich Blizzard und Hades wurde eingestampft. Ob das am Weggang Mosqueiras lag oder ob Mosqueira wegen des Stopps des Projekts Blizzard verlassen hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Mosqueira jedenfalls wollte kotaku keine Stellungnahme dazu geben. Fest steht, dass diese Entwicklung Diablo eine ganz neue ungewohnte Richtung gegeben hätte: Weg von der isometrischen Perspektive, hin zu einem First Person Shooter, ähnlich wie Destiny aber düsterer.

Diablo 4 Projekt Fenris

Nach Mosqueiras Weggang wurde das Projekt „Fenris“ – nach dem Wolf der nordischen Mythologie- ins Leben gerufen. Es baut zum Teil auf Hades auf, so ist z.B. immer noch nicht entschieden ob man die isometrische Perspektive pflegt – wie aktuell wohl – oder eine Schulterperspektive wählt. Beibehalten soll jedoch eine starke dunkle Atmosphäre wie sie in Diablo 2 vorhanden war. Diablo 4 soll dunkel und mächtig werden und all jene Elemente vermeiden die bei Diablo 3 zu bunt erschienen.
Aktuelle Mitarbeiter meinen, die Richtung des Design-Directors Luis Barriga ergebe Anlaß zur Hoffnung. Er habe eine starke Vorstellung von einem künftigen Diablo. Einer seiner Design-Mantras für das Spiel sei: „Begrüße die Dunkelheit“, ein anderes: Mach es sozialer/interaktiver
Daher ist geplant, die sozialen Interaktionen zu stärken. Das gilt nicht nur für den ingame-Chat, sondern auch für das Spielen bestimmter Events die sich mehr oder weniger zufällig durch die Anwesenheit anderer Spieler ergeben können, eine Art MMO-Light.

Die Finanzen und Diablo 4

Werden wir nochmal ein Spiel wie Diablo 3 und Diablo 2 bekommen wo wir einmal einen Preis zahlten und dann viele Jahre auf Blizzards Servern umsonst spielen konnten wenn wir denn wollten? Das ist unsicher. Blizzard hat aktuell nicht viele Projekte veröffentlicht. Der große Erfolg von Overwatch ist schon eine Weile her, für Diablo kam nichts ausser dem Handy-Game, eine Erweiterung in WoW und sonst eigentlich nichts nennenswertes.
Ja, mobile Gaming ist vor allem in Asien extrem beliebt und wirft dort ordentlich und vor allem dauerhaft Geld ab. Bei Spielen wie Diablo muss man schon eine veritable Erweiterung bringen und ansonsten kostet es nur. Der nächste heisse Scheixx ist kurz- bis mittelfristig das mobile Gaming, aber da sind die Visionen begrenzt: Blizz kann ein paar Spiele mobile machen oder neue erfinden, aber die Phantasie der Hardcore-Gamer wird das nicht entzünden.
Wie könnte ein D4 denn dauerhaft Geld einbringen? Ähnlich wie bei Overwatch kosmetische Lootboxen anbieten? Sicherlich kein schlechter Weg. Myriams Transmogrifikationen gibts dann halt nicht mehr kostenlos … Denkbar wäre auch, neuen Content nur für Zahler freizuschalten usw. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Änderung der Unternehmenskultur bei Blizz

Seit einem Jahr weht offenbar ein neuer Wind bei Blizzard. Schon lange von Activision, seinerzeit über Vivendi (mit-)gekauft, war Blizz sehr lange Jahre ein sehr eigenständiger Teil des Konzerns. Das scheint sich langsam zu ändern, was wohl auch mit dem Activision-CEO Bobby Kotick zusammenhängen könnte. Jedenfall ist deren Chief Finance Officer Amrita Ahuja nun zu Blizz gewechselt und predigt ihrerseits das Mantra des Sparens.
Was das bedeutet, kann man nur abschätzen: Weniger Risiken, mehr Geldeinnahmen? Beides geht selten zusammen. Blizzards Entwicklerteams werden sicherlich in ihren großen Freiheiten beschränkt werden und pünktlicher liefern müssen. Ob man sich in Zukunft noch so was wie „Hades“ oder „Projekt Titan“ leisten wollen/können wird? Wir werden sehen.
Kommentar: Vieles ist schlüssig in diesem Artikel: Die fehlende Erweiterung- damals anhand der geleakten Roadmap aus einer Investorenübersicht gefunden- wurde durch recht viel Content bis Anfang 2016 sichtbar. Geplant war eine Bekanntgabe von D4 -möglicherweise- zu dieser BlizzCon, wurde aber gestoppt. Das hätte das Präsentationsdisaster von D:I mit Sicherheit vermieden und wäre insoweit auch schlüssig gewesen. Aber soweit ist Blizz noch nicht und über ungelegte Eier spricht man bei Blizz nicht gerne. Lest Euch den Original-Artikel bei kotaku.com durch, es lohnt sich obwohl die Quellen nicht verifiziert sind. Dort wird am Ende die Frage gestellt: Wie sieht es bei Blizz in zwei oder zehn Jahren aus?
Hier gibt es einen Artikel mit den neuesten Informationen zum Release von Diablo 4