Die Games Convention 2008 in Leipzig bedeutet für uns, die wir auf neue Informationen über Diablo 3 warten, in erster Linie eines: Interviews. Jay Wilson, Diablo III Lead Designer, scheint sich den ganzen Tag dafür Zeit genommen zu haben, schließlich ist dies schon das zweite Interview, über das heute berichtet wird. Dieses Mal hat GameSpy die Gelegenheit gehabt mit ihm zu sprechen. Gesprochen wurde unter anderem über das neue battle.net, die Erfolgskonzepte der Diablo-Serie, das Finanzierungsmodell von Diablo 3 und die Parallelen zum herausragenden Erfolgsspiel von Blizzard: World of Warcraft. Ebenso wie bei anderen Interviews von der GC gilt auch hier: Blizzard hat keine großartigen Enthüllungen geplant, man wird also keine riesigen Neuigkeiten in dem Interview erwarten können. Aber so viel sei vorweggenommen: Wilson sorgt mit diesem Interview für viel heißen Diskussionsstoff! Und das, obwohl er keine definitive Aussage gemacht hat. Auf diejenigen unter euch, die über die Aussagen von Wilson diskutieren wollen, wartet natürlich unser Diablo3-Forum!
Wir haben für euch das komplette Interview in die deutsche Sprache übersetzt! Damit können auch die Mitglieder unserer Community jede neue Information über Diablo 3 erhalten, die der englischen Sprache nicht vollständig mächtig sind.
GameSpy: „World of Warcraft entwickelte sich in vielen Bereichen aus Diablo 2, aber es benötigte nie ein Battle.net-System, um die Community zusammen zu halten. Kannst du etwas dazu sagen, wie Diablo 3 in das neue Battle.net eingefügt wird?“
JayWilson, Lead Designer: „Du erwähnst, dass WoW sich aus Diablo 2 entwickelt hat. Viele Leute sagen „Oh, ihr macht Diablo 3 ja genauso wie WoW“. Aber wir sagen dann, dass WoW vieles von Diablo übernommen hat. Dies ist eine große Entwicklung, wir lernen von jedem Spiel. Es gibt Dinge, die übernehmen wir vom Starcraft-Team und sie übernehmen Dinge von uns. Wir sehen uns alle Spiele an, die für für gut halten und genau das denken wir von all unseren Spielen.
Was die Battle.net Features angeht… Wir warten auf einen großen Moment, um all die neuen Dinge anzukündigen. Ich will dieser spektakulären Ankündigung nun nicht vorgreifen, indem ich über die Features rede, aber über die Absicht dahinter kann ich eins sagen: Wir wollen die beste Onlineerfahrung erschaffen, die es im Spielebereich gibt und die Blizzard Community wirklich unterstützen. Wir denken wir haben die großartigste Community der ganzen Welt. Sie sind tolle Leute, sie sind tolle Spieler und auch sie lieben diese Community. Was wir wollen, ist, es ihnen einfach zu machen in dieser Community zusammen zu sein. Leichter, miteinander zu sprechen, leichter, miteinander zu spielen, leichter, einander zu finden, egal was sie gerade machen. Das ist wirklich das Kernziel hinter dem neuen Battle.net.“
Gamespy: „Viele Spiele versuchen sich an einem Social Networkaspekt, so z.B: Battlefield Heroes. Können wir so etwas auch für das neue Battle.net erwarten?“
Jay Wilson: „Vielleicht.“
Gamespy: „Obwohl wir schon viel gesehen haben, gerade auch im Free-to-Play Sektor, haben Action-RPGs stagniert seit Diablo 2 kam. Wie fühlst du dich, Diablo 3 zu entwickeln, in diesen Zeiten?“
Jay Wilson: „Ich denke der RPG-Markt ist allgemein sehr interessant. Ich denke wir können uns ein einzelnes Genre wie das von Diablo ansehen und sagen „Oh, das ist aber kein sehr erfolgreiches Genre.“ Es kamen nicht viele gute Spiele auf diesem Gebiet heraus und die, die es taten, waren bei weitem nicht so erfolgreich wie Diablo 2. Aber ich glaube das trifft auf fast jedes Untergenre der RPGs zu.
Sieht man sich zum Beispiel die großartigen Spiele von Bioware an, wird man kaum etwas Vergleichbares finden. Sie sind fast wie ein eigenes Genre. Ich glaube das liegt daran, dass RPGs grundsätzlich schwer zu machen sind und jedes aus anderen Gründen. Bei Diablo ist es zum Beispiel so, dass man sehr auf die Wiederspielbarkeit, das Zufallsprinzip und den Umfang des Contents achten muss. Oberflächlich betrachtet sieht das einfach aus, aber nennt mir mal ein Spiel, dass über 100 einzigartige, verschiedene Monster hat – und gleichzeitig kein MMO ist. Es gibt nicht viele und das, weil es eben nicht einfach ist. Man muss dazu viel Content erstellen.
Oder Spiele mit zufällig erzeugten Umgebungen mit zufälligen Ereignissen. Nicht einfach, aber dies sind die Schlüsselelemente, die Diablo so lange interessant halten. Und es ist ein Grund dafür, dass es in diesem Genre nicht viele erfolgreiche Spiele gibt.
Gamespy: “ Andere Spiele haben auch versucht, Content zufällig zu generieren, aber ohne großen Erfolg. Wieso schafft Diablo es, dass das funktioniert?“
Jay Wilson: „Ich glaube ehrlich gesagt, dass Zufälligkeit sehr schwer zu bewerkstelligen und sehr teuer ist. Und so, zu einem bestimmten Teil – und ich hasse es, es darauf zu beschränken – ist es ein Problem der finanziellen Ressourcen, mehr als alles andere. Wenn man ein wirklich cooles Dungeon macht, ein Dungeon von guter Größe, muss man 12 bis 15 Räume gestalten, vielleicht auch ein paar weniger. Sechs bis acht Räume können einen Spieler 15 bis 20 Minuten kosten, das ist eine gute Zeit für ein einziges Level. Vielleicht wiederholt man es beim Spielen ein paar mal, so dass man auf 20 Räume kommt. Um dabei den Eindruck eines zufälligen Dungeons zu erstellen, muss man in etwa 80 Räume designen, die per Zufall eingebunden werden. Wenn man sich das genauer ansieht, sieht man, dass es vier- bis fünfmal so viel Arbeit am Content ist. Und die Erstellung von Hintergrundcontent ist einer der größten Flaschenhälse in der Entwicklung von Spielen.
Wenn man sich Spiele anschaut, sieht man, dass sie keine Probleme haben, Charaktere zu erstellen. Animationen sind ein kleiner Flaschenhals, da man in aktuellen Spielen so unfassbar viele Animationen hat. Aber wenn man sich irgendeine Spielefirma ansieht und dann schaut welche Leute sie suchen… Ich weiss nicht ob es irgendeine Firma gibt, die nicht Leute für Hintergrundcontent sucht. Hintergrund dessen ist, dass es so unglaublich viel zu Erstellen gibt, aber die meisten Leute viel lieber große, imposante Monster erschaffen als einen Baum. Aber was würden wir nicht alles für jemanden geben der gut Bäume erstellen kann! Leute die das können sind ihr Gewicht in Gold wert!“
Gamespy: „Bevor es angekündigt wurde, war beinahe klar, dass Diablo 3 ein Free-to-Play Game sein würde. Das ist jetzt nichtmehr so. Habt ihr jemals anderweitige Finanzierungsmodelle in Betracht gezogen?“
Jay Wilson: „Die Art, wie wir die Sache angehen, ist, wir machen das Spiel das wir wollen, wie es uns gefällt und dann denken wir über ein Finanzierungsmodell nach, welches gut mit dem Spiel funktioniert. Niemals – das ist eine große Sache – machen wir Sachen wie „Hm, Microtransactions würden uns einen Haufen Geld einbringen, lasst uns einen Weg finden das ins Spiel zu bringen wenn es nicht passt!“ Für uns ist das das sicherste Rezept um zu versagen. Auf der anderen Seite kann man nicht einfach hingehen und sagen „Dieses Finanzmodell bringt uns nichts, aber wen interessiert das?“ Es muss sich in der Waage halten, aber das Spiel muss an erster Stelle kommen. Bei Diablo 3 haben wir uns noch nicht für ein Finanzmodell entschieden.
Eines der wichtigsten Dinge dabei ist, dass jede Region verschieden ist und wir jetzt eine Internationale Firma sind. Wir verkaufen Spiele in Asien, Europa und Nordamerika, wir haben WoW jetzt auch in Russland und Lateinamerika auf den Markt gebracht. Wir versuchen, so viele Märkte wie möglich zu bedienen und wir sehen uns jeden dieser Märkte an und versuchen ein Finanzmodel zu finden, das funktioniert. Wenn wir also sagen würden, dass wir keine monatlichen Gebühren für Diablo 3 verlangen, könnte das in einigen Märkten nicht stimmen, also können wir dazu noch nicht wirklich etwas sagen.
Ist es unsere Absicht ein System mit monatlichen Zahlungen einzuführen wie bei WoW? Nein. wir sind kein MMO. Das ist nicht unser Ziel. Würden wir Microtransactions in Betracht ziehen? Ja, vielleicht – wenn es zum Spiel passt. Würden wir eine Art von Abo-basierten- oder Pay-to-play-Spiel in Betracht ziehen? Vielleicht in einigen Regionen. Oder vielleicht in Nordamerika, falls es das richtige für das Spiel ist und es sich für die Fans wie ein „Gewinn“ anfühlen würde. Wir wollen natürlich Geld verdienen, deshalb sind wir auf dem Markt, aber wir wollen unsere Kunden nicht ausbeuten. Wir wollen nicht, dass sie ein schlechteres Spielgefühl haben. Wir würden es bevorzugen, unseren Kunden einen Service zu bieten, der es wert ist, dafür zu bezahlen. Und das die Art, wie wir es handhaben: „Das ist ein Service, den wir anbieten wollen, wie viel wird uns das kosten? Ok, soviel wird es kosten. Also müssen wir die Kosten decken. Ist das ein Service, für den man Geld zahlen würde?“ Und wenn die Antwort Ja lautet… Natürlich zahlt niemand gerne für etwas. Ich würde es lieben alles umsonst zu bekommen, das wäre wunderbar, oder? Aber die Wahrheit ist, dann würden wir nie etwas bekommen.“
Gamespy: „Bisher gab es in den Diablospielen nicht viel speziellen PvP-Content. In WoW hingegen habt ihr viel davon. Welche Verbesserungen plant ihr für PvP in Diablo 3?“
Jay Wilson: „Wir hätten gerne einen speziellen PvP Modus und wollen davon wegkommen, dass Spieler einfach wie in früheren Diablospielen PvP per Knopfdruck aktivieren. Wir haben noch keine besonderen Pläne, weil wir darüber noch überhaupt keine Entscheidung getroffen haben. Das einzige was wir schon entschieden haben, ist, dass es keinen „Hostile Modus“ wie in DIablo 2 mehr geben wird, wo man einfach in die Stadt gehen konnte, auf „Feindlich“ stellen, schnell zurück ins Spielgeschehen springen und seine Mitspieler töten. Das sorgt dafür, dass Leute nicht gerne zusammen spielen. Ich weiss auch, dass manche Leute sagen „Oh, sie nehmen Diablo den ganzen Biss!“ Ich verstehe warum Leute so denken, aber den Leuten das gemeinsame Spielen zu vermiesen macht das Spiel nicht besser. Zumindestens denken wir das.
Wir wollen auf jeden Fall, dass es einen PvP Modus gibt, und wir wollen, dass er ernsthaft, auf Skill basierend und ein starker Teil des Spiels ist. Ich denke, dass wir bei allen unseren Spielen versuchen sie zu guten, wettbewerbsfördernden Spielen zu machen. Wir versuchen nicht, diesen Aspekt klein zu halten. Wir machen sie zu guten, starken Spielen. Starcraft ist da ein gutes Beispiel. Wir wissen noch nicht genau, was wir mit Diablo 3 machen, wir haben hierzu nichts spezielles genau jetzt anzukündigen, hauptsächlich weil wir noch ein paar Ideen ausprobieren.“