Online Piracy, SOPA, ACTA, Spieleindustrie und wir

Unsere Foren-Administratorin Nai hat in einer News auf unserer Partnerseite LoL.ingame.de auf eine hochinteressante Stellungnahme des Herstellers von League of Legends hingewiesen, der eine amerikanische Gesetzesinitative behandelt. Naja, Amerika, du weites und so entferntes Land… aber das betrifft auch uns! Dazu später mehr.

Jeder Spielehersteller hat ein natives Interesse daran, dass seine Spiele nicht kopiert werden. Im Fall von LoL sieht es ein wenig anders aus, das Spiel kann frei gespielt werden, der Hersteller Riot Games verdient an ingame-Verkäufen. Dennoch hat der Hersteller sich gegen die SOPA-Initiative, die derzeit im amerikanischen Kongreß diskutiert wird, ausgesprochen. Dabei handelt es sich um die Abkürzung für den „Stop Online Piracy Act (deutsch)„.

Dieses Gesetz soll es den Inhabern von Urheber- und Markenrechten erlauben, zunächst auf die blosse Behauptung hin tiefgreifende Ansprüche gegen (vermeintliche) Verletzer ihrer Rechte geltend zu machen, auch dann, wenn die jeweils Belangten dafür nicht direkt verantwortlich sind.

Was hat das jetzt mit den Spieleherstellern und vor allem Blizzard zu tun? Die Ansprüche können sich auch gegen die Betreiber von Spielen, Foren, sozialen Netzwerken und Suchmaschinen richten, denn diese sollen für das Handeln ihrer User mitverantwortlich gemacht werden. Viele der dort genannten Verstöße werden mit schweren Strafen belegt, unter anderem mit wirtschaftlicher Isolierung, Internetsperren und, wie gesagt, schweren Strafen bis hin zu langjährigen Freiheitsstrafen.

Nicht erst seit gestern gibt es in Spielen auf Onlineplattformen Chats bis hin zu Videofunktionalitäten ähnlich Skype. Bereits mit TeamSpeak kann man prima einen Kumpel auf ein neues Lied aufmerksam machen oder mit einem eingebundenem Video in einem Forum oder Chat.

Jeder, der heute soziale Komponenten in seine Software integriert hat, läuft Gefahr, dass seine User irgendein Lied im Hintergrund abspielen, mit ihrer Computerkamera auf den Fernseher zeigen und dadurch Filmausschnitte präsentieren, Liedtexte einstellen und was es sonst noch alles gibt. Also auch Blizzard, das zudem noch eine Menge von Foren betreibt, wo Uploads oder Videolinks eingebunden oder verteilt werden können.

Für all diese Anbieter sozialer Handlungsmöglichkeiten, sei es in einem Spiel, auf Facebook, Google oder sonstwo, öffnet sich ein kilometertiefes gigantisches Loch, tiefer noch vermutlich als der Einschlag des Meteoriten von New Tristram…

Das Verhalten seiner User kann man technisch kaum verfolgen und wenn, verstößt man gegen alle möglichen Datenschutzgesetze und Verfassungsgrundsätze. Auf der anderen Seite versuchen die Organisationen der Rechteinhaber all diese Anbieter zu ihren Handlangern zu machen: „Wenn Ihr nicht mitzieht, gibts Ärger“. Diese Anbieter- und darunter auch alle Spielehersteller, die soziale Interaktionen ermöglichen- müssen also eine Form der Inhaltskontrolle, aka Zensur üben um nicht belangt werden zu können. Und das alles zunächst auf eine blosse Behauptung hin, denn:

In den USA Prozesse zu führen ist unglaublich teuer, noch wesentlich teurer als hierzulande, das kann selbst für kleinere Fälle in die Zehntausende von Dollar gehen. In 99,9% der Fälle trägt jeder seine Kosten selbst, egal ob er den Prozess gewinnt oder nicht. Im Fall von Google, Facebook, vielleicht auch Blizzard und Co. kein Problem, aber was machen die ganzen Blog- oder Forenbetreiber? Das sind meistens kleinere Firmen, die keine Milliarden im Hintergrund haben…

Über kurz oder lang läuft es auf eine Netzzensur im einseitigen Interesse von angeblichen Rechteinhabern hinaus, denn… wie gesagt, selbst wenn man Recht bekommt: Prozesse in den USA sind unglaublich teuer. Diese Kosten und diese Risiken können nur wenige stemmen.

Stellt Euch vor: Da zitiert jemand was aus einem aktuellen Liedtext: Die Musikfirma, welche die Rechte an dem Liedtext hat, hat das mit einem Crawler herausgefunden (technisch kein Problem) und verlangt jetzt Löschung und Vorbeugung, dass genau das nicht mehr passiert. Dabei ist noch nicht einmal klar, ob der oft nur kurze Ausschnitt im Zusammenhang nicht doch genannt werden durfte. (Urheberrecht und Verfassungrecht ist kompliziert…) Das kann soweit gehen, dass bestimmte Markennamen oder sonstige geschützte Begriffe (im Extremfall) nicht mehr genannt werden dürfen. Der Hersteller RIOT GAMES hat nicht umsonst auf die Meinungsfreiheit, die besonders in den USA ein hoch geschätztes Gut ist, hingewiesen.

Ihr seht wie der Hase läuft?

Wir in Europa dürfen uns da nicht zurücklehnen, hier passiert gerade etwas ganz Ähnliches, nämlich ACTA, welches auf TRIPS basiert.

Text von Acta – englisch

Text von ACTA – deutsch (nicht autorisierte Teil-Übersetzung, sehr mäßige Info)

Jedem ist klar – oder sollte klar sein – dass das Saugen von aktueller Mucke oder von Filmen aus irgendwelchen Filesharingnetzwerken nicht legal ist, sofern diese Sachen nicht ausdrücklich zur kostenlosen Nutzung freigegeben sind. Dabei gibt es legale Möglichkeiten, zumindest in Deutschland, wie man von Freunden was legal erhalten kann. Das betrifft natürlich auch alle möglichen Inhalte. Das Problem dabei ist, dass die Vorbeugung zur Vermeidung illegalen Verhaltens in diesem Bereich mittlerweile Dimensionen angenommen hat, die an den Vergleich Mücke-Elefant erinnern.

Was nun tun? Wird sich unser Nutzerverhalten verändern? Werden wir eine Schere im Kopf einsetzen? Sind die Forderungen der Rechteinhaber berechtigt? Wird auch Blizzard Content-Filter einsetzen? Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass man sich im Chat oder im Forum auch über anderes unterhält als nur über bloße Charbuilds…

Quelle: Lol.ingame.de