Diablo wurde oft nachgesagt, dass es eine zu dünne Story besässe und zu wenig Tiefe biete. Ich denke aber, dass dies nicht der Fall ist, sondern viel mehr, dass das actionhaltige Spielgeschehen und die Atmosphäre die zugegebenermaßen nicht ganz leicht zu durchschauende Story in den Hintergrund drängte. Gibt man sich aber etwas Mühe, sich in die Geschichte von Diablo 2 einzulesen und sozusagen mal hinter die Kulissen zu schauen, kann man doch ein paar mystische Geschichten entdecken. Also lasst uns das Licht dimmen, das Popcorn holen und den Vorhang öffnen …
Wer könnte die Geschichte des Kampfes gegen die großen Drei besser erzählen als der Eingeweihte Deckard Cain, the Elder? Und ich freue mich, dass wir bei Diablo2.de Cain exklusiv gewinnen konnten, uns in die Geheimnisse der finsteren Dämonen und der Mächte des Lichtes einzuweihen. So lauschen wir gebannt seiner rauen, gebrechlichen, aber teils auch vor Erregung bebenden und unendliche Weisheit versprühenden Stimme:
„… der Horadrim … hrmmmm …
Warte, gib meinem angestaubtem Geist ein paar Sekunden der Besinnung…“
[Kratzt sich bedächtig am Hinterkopf und blickt dann auf.]
„Jaaaa… der Horadrim, lange ist es her… nur die edelsten und besten Zauberer aus dem Osten gehörten diesem Orden an, welcher von dem uns immer rätselhaft gebliebenen Erzengel Tyrael einst gegründetet wurde. Er berichtete als erster über den Konflikt der beiden großen Parteien und überlieferte dem Horadrim die Geschichte wie wir sie heute kennen …
Die Vorgeschichte
„Nun … ich weiß nicht ob ich die Geschehnisse wie sie dem Horadrim ursprünglich angetragen wurden, noch richtig wiedergeben kann, aber ich will es versuchen…
Der Kampf, der hier geführt wird, geht weiter zurück als sie denken mögen. Er ist auch nicht mit der Menschheit entstanden, nein … gekämpft wird seit ewigen Zeiten, seit Anbeginn der Welt! Es ist der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Finsternis: Der Große Konflikt. Und obwohl Der Große Konflikt schon viele verherende Schlachten der beiden Mächte gesehen hat, gelang es doch keiner Seite die Vorherrschaft zu erringen.
Erst mit dem Erscheinen der Menschheit schien die Möglichkeit einer Entscheidung näher zu rücken. Man war sich einig: je nachdem, auf welche Seite sich die Sterblichen schlagen würden, dem sollte der Erfolg gewiss sein. So verlagerte sich Der Große Konflikt in das Reich der Sterblichen und wurde fortan als Der Krieg der Sünde geführt.“
Die Mächte des Bösen und deren dunkles Exil
„Nach unseren Aufzeichnungen regieren drei Mächte des Bösen in der Hölle, deren Einfluss durch vier weitere Dämonen der Unterwelt verstärkt wird. Diese Vier Niederen, wie sie auch genannt wurden, sind bekannt als:
Duriel, der Herr des Schmerzes
Andariel, die Tochter der Qual
Belial, der Herr der Lügen und
Azmodan, der Herr der Sünde.
Als die führenden Mächte der Hölle bilden allerdings Drei Bürder ein Triumvirat:
Mephisto, Herr des Hasses
Baal, Herr der Zerstörung und
Diablo, Herr des Schreckens
und üben mit brutaler Gewalt und bösartiger Verschlagenheit ihre Macht aus. Im Kampf gegen die Armeen des Lichtes traten sie durch zahlreiche Siege in Erscheinung, welche allerdings nie eine Entscheidung herbeiführen konnten Mit dem Erscheinen der Menschheit ersannen diese Kreaturen nun eine andere Taktik.
Die Drei Brüder konzentrierten sich von nun an auf die Kontrolle der Sterblichen, um so eine entscheidende Kraftverschiebung zu erreichen und den Großen Konflikt für sich zu entscheiden. Sie versuchten also die Seelen von Sterblichen zu kontrollieren und so ihren Einfluss auszuüben.
Dieser an sich kluge Plan wurde allerdings von den Vier Niederen missverstanden und in ihrer masslosen Unvernunft interpretierten sie ihn als Schwäche der Drei Großen Brüder. Die Niederen, angeführt von Azmodan und Belial, faßten einen Plan, die Drei Brüder zu entmachten und somit auch die verhaßte Menschheit als Störenfried ihres Siegeszuges zu unterwerfen.
Es kam alsbald zu riesigen, vernichtenden Kriegen zwischen den beiden Partien innerhalb der Unterwelt, an deren Ende sich die Drei Brüder geschlagen geben mussten und schliesslich in das Reich der Sterblichen zusammen mit ihren treuesten Anhängern verbannt wurden, was als das Dunkle Exil in die Geschichte einging.“
Der Kampf gegen die Drei auf der Erde
„Das Dunkle Exil war natürlich für die Menschheit der schlimmste Alptraum, den man sich vorstellen konnte. Chaos und Zerstörung hinterliesen die Drei, wo auch immer sie der Weg hinführte, denn sie hatten zwar ihren Konflikt in der Hölle zeitweilig verloren, doch im Fernen Osten des besiedelten Landes wüteten sie um so mehr…
Es war natürlich offensichtlich, dass die Menschheit den Kampf gegen den übermächtig erscheinenden Wüterich aufnehmen musste. Und so kam es, dass unter der Leitung des Erzengels Tyrael der mächtige Orden der Horadrim gegründet wurde, mit dem Ziel die Drei Brüder gefangen zu nehmen! Nun werdet Ihr fragen: Wie sollte das je gelingen?
Nun… dem Horadrim stand ein Mittel zu Verfügung, das in seiner Kraft so mächtig war, dass es nur von überirdischer Natur sein konnte. Erzengel Tyrael weihte den Orden in die Natur der Seelensteine ein. Mit Hilfe dieser Steine war es den Zauberern des Horadrim möglich, Dämonen in ihnen einzuschliessen und sie so ihrer Kraft zu berauben.
Schau… ich hab hier eine überlieferte Papierrolle, auf der die Horadrim die Natur der Seelensteine genau erklären.“
[Er händigt dir diese Schriftrolle aus.]
„Es gelang dem Horadrim letztendlich tatsächlich, Mephisto und Baal in die Seelensteine einzuschliessen und sie wurden tief im heissen Wüstesand des Ostens vergraben. Auch Diablo, der Herr des Schreckens musste unter allen Bedinungen unschädlich gemacht werden, allerdings erst nach langen Kämpfen mit seinem Gefolge gelang es dem Eingeweihten Jered Cain, auch ihn in einen Seelenstein zu zwingen und er wurde mitsamt des verfluchten Steins in einer verschlossenen Höhle im Land Khanduras Vergraben. Oberhalb dieser Höhle errichteten die Horadrim ein grosses Kloster, damit sie den Seelenstein fortan ständig bewachen konnten. Unterhalb des Klosters konstruierten sie ein weitverzweigtes System von Katakomben, um den sterblichen Überresten der Märtyrer ihres Ordens dort eine letzte Ruhestätte zu geben.“
Die Rückkehr des Schreckens im Land Khanduras
„Viele Jahre nach diesen heldenhaften Taten der Horadrim begab es sich, dass der Lord Leoric aus dem Norden nach Khanduras kam und sich selbst zum König des Landes ernannte. Leoric und sein Ratgeber, der Erzbischof Lazarus, gelangten auch nach Tristram. Als Leoric das antike, aber längst verfallene Kloster am Stadtrand sah, beschloss er, dies zum Zentrum seiner Regentschaft zu machen und in alter Blüte wiederzuerrichten.
Natürlich ahnte keiner etwas von den bösen Mächten die tief unter der Kathedrale schlummerten, aber kurze Zeit später erschien Diablo dem Erzbischof in einem Apltraum und befahl ihn zu sich in seine dunkle unterirdische Welt. In seinem unvorstellbaren Schrecken rannte Lazarus sogleich durch die verlassenen Gänge, bis er schliesslich die Kammer fand, in der sich der brennende Seelenstein befand. Die Kontrolle über seinen Körper und seinen Geist hatte er in Wahrheit schon verloren, und so hob er den Stein an und sprach magische Worte aus, die eigentlich im Reich der Sterblichen schon lange als vergessen galten und befreite so den Herr des Schreckens aus seiner Gefangenschaft.
Die Auferstehung Diablos und der Untergang Leorics
Befreit aus dem Seelenstein, benötigte Diablo nun einen sterblichen Anker und er suchte sich keine geringere als die Seele von König Leoric aus, welcher alsbald komplett dem Wahnsinn verfiel und sein Land und sein Gefolge in den Ruin trieb…
Dennoch gelang es dem König sich nicht dem immer noch geschwächten Dämonen komplett auszuliefern und Diablo konnte keine Kontrolle über Leorics Seele erlangen.
Lazarus ersann nun ein Ablenkungsmanöver, er nährte deshalb auf teuflische Weise die Wahnvorstellungen des Königs, dass das Königreich Westmarch ein Komplott gegen ihn schmiede, ihn entthronen und Khanduras annektieren wolle. Diese Manipulation wirkte nachhaltig, und der geisteskrank gewordene König erklärte letztlich den Krieg an Westmarch.
Diablo lies nun von Leoric ab, was dessen Seele und Verstand allerdings auch nicht mehr retten konnte, und zwang mit seinen magischen Kräften Leorics einzigen Sohn Albrecht in die Dunkelheit des Labyrinths. Der wehrlose Verstand des Jugendlichen wurde vom Schrecken Diablos voll und ganz erfasst und der Dämon ermächtigte sich auch seines Körpers und verlieh ihm nun seine ganz eigene Gestalt.
König Leoric war dem Wahnsinn inzwischen vollends verfallen und geriet in Rage über das unerklärliche Verschwinden seines einzigen Sohnes. Er hetzte nun seine eigenen Gefolgsleute gegeneinander, was letztendlich dazu führte, dass Lachdanan, ein Hauptmann des Lichtordens und einst engster Gefolgsmann Leorics, den entrückten König mit seiner Klinge erlöste.“
Der dunkle König war tot, der junge Prinz Albrecht vermisst, und von der Armee von Khanduras war nur eine Handvoll Soldaten übriggeblieben. Seltsame, schaurige Lichter erschienen in den verdunkelten Fenstern des Klosters, jeder Bewohner Tristrams wusste, dass sich innerhalb der Katakomben etwas zusammenbraute… Plötzlich tauchte Lazarus, ein Schatten seiner selbst, wieder auf und überredete eine wütende Menge der Stadtbewohner sich auf die Suche des verlorenen Sohnes Albrecht zu machen… und lockte sie so in eine weitere Falle. Nur sehr wenige sahen je wieder das Tageslicht Tristrams…“
Der Auftritt eines Helden
„Als in der Welt von Sanktuario das Gerücht des Erstarkens des Bösen bekannt wurde, strömten die „mutigen Helden“ nur so in das kleine Dorf. Das Dorf wurde regelrecht von Helden erdrückt, jedoch wussten die Bewohner von Tristram, das ihre einzige Chance in diesen Helden lag.
Mit diesem schier unaufhörlichen Strom von Helden kam auch einer, der sich von der großen Masse abhob. Es war ein ruhiger, besonnener Krieger, den solch eine Aura von Ruhe und Konzentration umgab, dass sie selbst die hartgesottensten Krieger beunruhigte. Niemand in Tristram erfuhr jemals seinen Namen oder etwas über sein Leben. Mit der Zeit kamen immer mehr Helden um sich mit dem Bösen, welches in der Kathedrale herrschte zu messen. … Wenige kehrten jemals zurück.
Nur dieser eine Held kam jedes Mal wieder von seinen Suchen im Untergrund zurück. Manchmal zwar so schwer verletzt und am Ende seiner Kräfte, dass er mehrere Tage im Haus von Peppin dem Heiler verbringen musste, aber er kam! Mit der Zeit drang „unser Held“, wie wir ihn inzwischen bezeichneten, immer weiter in die Tiefen des Labyrinths unter der Stadt ein. Dieser eine Held war es auch, der schließlich Diablo, den Herren des Schreckens, besiegte, ihn dadurch seines Körpers beraubt und wieder in den Seelenstein verbannte. Der Todesschrei Diablos, tief unter der Erde, war selbst in Tristram noch so laut zu hören, dass die Scheiben des Klosters barsten.“
[Cain zittert vor Grauen bei den Erinnerungen]
„Ich kann mich noch genau an den Anblick des Kriegers erinnern, als er aus dem Kloster wieder hinaus ins Freie trat. Er war mit dem Blut seiner Feinde, aber auch mit dem eigenen Blut besudelt. Er sah tatsächlich so aus, als habe er die Hölle selbst durchquert, und wer weiß? … Vielleicht hatte er das.
Was mich jedoch am meisten erschreckte, war eine seltsame, fast kreisrunde Wunde an seiner Stirn. Es sah fast so aus, als hätte er sich die Wunde selbst zugefügt, denn sie war präzise mittig über den Augen. Ich habe ihn jedoch nie danach gefragt.
Das Ende des Schreckens … oder?
Noch immer wusste niemand etwas über das bisherige Leben unseres Helden. Er schien aber keine Familie oder ähnliches zu haben, denn er macht keine Anstalten unser Dorf zu verlassen. Was lag also näher als ihn in unserem Dorf willkommen zu heissen und ihn angemessen zu belohnen. Wir überschütteten ihn geradezu mit Belohnungen und Ehrungen, jedoch versank er immer tiefer in düsterer, dumpfer Niedergeschlagenheit. Ich dachte, dass dies durch die unaussprechlichen Schrecken, welche er während seines Abenteuers getroffen hatte, bewirkt wurde.
Er lebte eine ganze Zeit in unserem Dorf und begegnete jedem, der zu ihm kam, mit grosser Herzlichkeit. Für gewöhnlich jedoch lebte er zurückgezogen in seinem Haus, welches wir ihm zur Verfügung gestellt hatten. Eines Tages schlug Odgen vor, wir sollten ein Fest veranstalten, um unseren Helden besser in das Dorf einzubinden und damit wir bei belebenden Getränken etwas mehr über ihn erfahren sollten. Das Fest war ein totaler Misserfolg. Irgendwann, in einem unbeobachteten Augenblick, stahl er sich davon und lies uns verwirrt zurück.
[Cain zittert erneut]
Später am Abend besuchte ich ihn in seinem Haus. Was ich dort sah lässt mich noch heute erschaudern. Der namenlose Mann saß in der Eingangstür seines Hauses und murmelte in verschiedenen Sprachen vor sich hin. Viele dieser Sprachen wurden seit Jahrhunderten nicht mehr gesprochen und ich kannte sie nur aus alten Büchern und Schriftrollen. Der Mann hatte einen dunklen Mantel übergeworfen und eine Kapuze verdeckte sein Gesicht. Mit einem Mal sah er mich an und ich erschrak beim Anblick seines Gesichtes. Durch das Feuer wurde sein Gesicht beleuchtet und ich sah den Ausdruck eines Menschen, der nicht mehr Herr seiner Selbst war. Seine Augen glänzten Fiebrig und glommen scharlachrot. Die Wunde an seiner Stirn, von der ich dachte, sie sei verheilt, war aufgeplatzt und ich sah rotes Licht pulsieren.
Als er mich so ansah, fragte ich ob es ihm gutginge, doch er murmelte nur weiter. Ich hätte in deisem Moment alles getam um seinem sengenden Blick zu entfliehen. und ich hatte gerade beschlosen ihn alleine zu lassen, als er plötzlich wie aus Trance aufwachte und mit einer Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren lies, sprach: „Die Zeit ist gekommen diesen Ort zu verlassen. Meine Brüder warten im Osten auf mich. Ihre Ketten binden sie nicht mehr.“
Ich verstand nicht, wovon er sprach, hatten wir doch alle gedacht er wäre ohne Familie. Jedoch dachte ich er sei wieder zu Verstand gekommen und ich zog mich zurück. Ich sah „unseren Helden“ nie wieder, denn er verließ Tristram heimlich schon am nächsten Tag. Er ließ alles zurück, bis auf sein Schwert und einen Rucksack mit Proviant. Wie ich später erfuhr überquerte er sehr bald den Pass im Osten. Nach seiner Abreise wurden die schlimmsten Alpträume aller Bewohner Tristram’s wahr, denn die Dämonen aus der Hölle kehrten zurück und das Kloster wurde erneut korumpiert.