Diablo 3: Gerüchte über Gold-Exploits – Cui bono?

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In den letzten Tagen kamen erneut Gerüchte über Exploits bei Diablo 3 auf: Goldfarming mittels vielfacher Accounts oder – angeblich noch einfacher – Golddupes mittels Verstellen der eigenen Computerzeit. Bewiesen ist beides nicht, aber der Hype schlägt Wellen, welche einen Tsunami blass dagegen aussehen lassen.

An den beiden Threads hier im Forum sieht man sehr gut, welche Wellen hier und anderswo geschlagen werden und auch Bashiok hat sich heute bereits zum Thema Golddupes und Diablo 3 geäußert:

Bashiok: Wir haben heute abend keine Hotfixes abgesetzt. Soweit wir das sagen können, hat der gezeigte Exploit niemals funktioniert, aber wir haben weiter einen Blick drauf. Ja, das Umstellen der Systemzeit kann die Zeiten im Auktionshaus ändern, aber damit lässt sich kein Gold dupen. Es ist ziemlich leicht zu sehen wieviel Gold die Leute haben und wir haben keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand jemals soviel Gold besessen hätte. (Es geht um angebliche Milliardenbeträge bei Kripparian, Anm. der Red.)

In Ordnung, er (Kripparian, Anm. der Red.) hat den Dupe nicht live in seinem Stream versucht, so dass jeder, der was anderes behauptet… sich vielleicht irrt? Sein Freund behauptet, dass es funktioniert hat, echt ein feiner Zug von ihm, aber offensichtlich sind alle Bilder die so herumgeistern, Fakes. (…)

[swaptext link=“» Originalzitat“]

We haven’t deployed any hot fixes this evening. As far as we can tell the supposed exploit never worked, but we’ll continue looking into it. Yes, changing the system clock can change auction times, but that doesnt dupe gold. It’s pretty easy to see how much gold people have, and we have no indication anyone has/had that much.

Alright, so as stated he didn’t try the dupe on the stream, so I guess everyone claiming otherwise is … pleasantly mistaken? His friend claims it worked, which is great, but obviously the photos floating around are shopped. I appreciate the repro steps, and the belief that server lag is secret hotfixes. As I said we’ll continue investigating.

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Im Lauf des sehr langen Battle.net-Threads hat sich herausgestellt, dass der bekannte Spieler Kripparian – entgegen dutzendfacher Behauptungen in jenem Thread, den angeblichen AH-Goldbug niemals in seinem Stream gezeigt hat. Tatsächlich hat Kripparian das dementiert nachdem Bashiok eine Weile den Stream anschaute und ihn aufforderte, diesen Exploit zu nutzen.

Die Kollegen von incgamers.com nennen das einen Hoax, also eine bewußt gestreute Fehlinformation, siehe auch hier. Offenbar gab es aber auf den Asia-Servern bezüglich Items eine Unregelmäßigkeit (irgendeine Dupemöglichkeit wurde gefunden) welche aber schnell gefixt wurde und die Items – dank Prüfsummen, identifiziert und eliminiert wurden. Hier hat Blizzard seit Diablo 2 also dazugelernt.

Für die US-oder Europe-Server gab es diese Möglichkeit anscheinend nicht. Aber wir reden hier von Gold, der Ingame-Währung von Diablo 3.

Blizzard hat die Funktionsfähigkeit dieses Exploits verneint. Es spricht einiges dafür, dass dem so ist, andererseits geben die sehr vielen Posts zu denken: Und wenn doch was dran ist oder an einem ähnlichen Exploit? Es bleibt schwierig. Ein Gerücht ist schnell in die Welt gesetzt und wenn das Ganze nicht vollkommen hirnrissig aufgezogen ist, neigen Menschen dazu, das aus den verschiedensten Gründen zu glauben oder zu posten: Weil Sie:

  • Angst haben, das es stimmen könnte
  • es schlicht glauben wollen
  • mit ihrem (angeblichen) Insiderwissen angeben wollen
  • ihre eigenen Interessen dabei verfolgen

Je schlimmer der Vorwurf, so meint man, um so leichter wird was geglaubt. Wenn jemand in die Runde schreit: „Der hat einen Apfel geklaut“, so findet das allenfalls vages Interesse. Ruft jemand: „Der ist ein Kinderschänder“ kocht die Volksseele hoch. Die Art und Intensität der behaupteten Bedrohung kann schnell zu einer Vorverurteilung führen – ohne Beweise. Es ist leicht, ein Gerücht in die Welt zu setzen, aber sehr schwer, es zu widerlegen. So ergeht es derzeit Blizzard.

Ganz unschuldig ist Blizzard daran freilich nicht, denn Diablo 3 und das Auktionshaus waren und sind nicht fehlerfrei. In diesem Rahmen ist es sehr leicht, ein neues Gerücht zu verbreiten.

Für Spieler von Diablo 3 ist es oft bedrohlich, wenn sie das Währungssystem in Gefahr sehen, sei es durch unendlich verfügbare Mengen an Handelsware oder durch deren nicht steuerbare Verknappung. Und das wird ausgenutzt. Es bestehen gute Gründe für die Annahme, dass solche Hoaxes nur deswegen in Umlauf gebracht werden, um angeblich Betroffene (meist die mit erheblichem Ingame-Reichtum) dazu zu bringen, diverse Crackerseiten aufzusuchen, welche (angeblich) Information zu diesem oder jenem Exploit bereithalten und wie man sich dagegen schützen könnte. Das gilt auch für den oben verlinkten Battle.net-Thread, in dem sich ein Poster nicht entblödet, mehrmals auf entsprechende Seiten zu verlinken.

Manch ein besorgter User wird auf die Links klicken und …. vielleicht irgendwelche Infos bekommen, aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch etwas Unerwünschtes, nämlich Malware. Ganz nebenbei wird auf diesen Seiten auch noch Werbung für externe Item- oder Goldshops (gegen Echtgeld, versteht sich) gemacht.

So wird suggeriert, dass man nur mit Unmengen an Gold an die besten Items kommt, die schließlich jeder haben will und weil es schwer ist, das Gold oder Item auf spielinterne Weise zu erhalten, kauft mancher eben doch in einem externen Shop … Der Kreis hat sich geschlossen.

Den größten Vorteil an einem Klima der Unsicherheit haben somit die externen Item- und Goldshops, denn auf diesem Wege verbreiten sie ihre Existenz, kurz. machen Werbung.