Seit einigen Monaten postet ein bestimmer Entwickler des Diablo 3-Teams äußerst interessante Posts im Battle.net und auch bei Interviews. Die Bestimmtheit und Offenheit, mit der jener Entwickler postet läßt Spekulationen zu, wer vielleicht der neue Game Director bei Diablo 3 werden könnte. Die Stelle ist ja immer noch offen. Oder auch nicht: Ein Game Director benötigt noch eine Menge anderer Qualtitäten als nur jene, ein Spiel wie Diablo 3 zu verstehen und zu verbessern. Trotzdem: Zeit für eine kurze Vorstellung dieses interessanten Entwicklers, denn in den nächsten 18 Stunden werden wir Euch mit einer kleinen Newsreihe versorgen, deren Inhalte sich um neue Aussagen von Travis Day drehen. Der Spielerschaft von Diablo 3 bekannt wurde Travis Day vor allem durch seines Posts zur Itemization, also der Gestaltung von Gegenständen in Diablo 3. Travis Day ist ein Kunstname, entlehnt einem NPC aus World of Warcraft, genannt ein „Schmied für Waffen vergangener Zeiten“.
Damit ist auch klar, aus welcher Ecke des Blizzard-Universums dieser Entwickler kommt. Er stieß zum Diablo 3-Team im Spätsommer des vergangenen Jahres, als Diablo 3 schon ein paar Monate draussen war. Vorher war er im WoW-Team tätig. Dabei hat er einen durchaus klaren Blick auf die Unterschiede dieser beiden Spiele:
Travis Day: Diablo 3 und WoW sind sehr, sehr verschieden. WoW ist ein MMO und hat seine eigenen Beschränkungen. Es muss immer wieder aktualisiert werden, neue Inhalte und so weiter und trotzdem auf einer Linie bleiben. WoW hat auch ein deutlich grösseres Team als Diablo 3. WoW kriege ich auch nicht kaputt. Das Regelwerk läßt nicht viele Freiheiten zu. (…) Diablo 3 ist da ganz anders: Hier kann ich auch mal was Verrücktes ausprobieren, das ist akzeptiert. Natürlich, OP – Sachen gehen da auch nicht, aber ich habe hier doch viel mehr Freiheiten. (…)
Als ich ins Team von Diablo 3 wechselte, habe ich meinen Bruder, der ebenfalls Entwickler beim WoW-Team ist, gefragt, wie ich es mit dem Loot und anderen Verbesserungen bei Diablo 3 anpacken könnte. Er sagte mir nur kurz und bündig: „Mach alles, was Du schon immer tun wolltest, aber bei WoW nie durftest (…)“ Da ist viel Wahres dran.
Travis Day, der ein modisches Bärtchen zu tragen pflegt (siehe Bild), hat also einen Bruder und er pflegt ebenso einen möglichst offenen Stil, nennt die Dinge beim Namen und hält auch mit Kritik nicht hinterm Berg:
Travis Day: Was das Designblog über Items angeht (Anfang März 2013) habe ich mich nicht wirklich wohl dabei gefühlt. Es war ein wenig früh, denn es ist noch ein sehr weiter Weg, aber besser damals als nie, denn bis dahin hatte die Community seit langer Zeit gar nichts Brauchbares mehr erfahren.
Puuh, das sind ziemlich deutliche Worte. Noch ein wenig mehr zum Hintergrund von Travis:
Travis Day: Na, ich habe vor acht Jahren oder so als GM bei Blizzard angefangen, bin dann über die Qualitätssicherung ins Game Design gerutscht. Habe schlicht die Gelegenheit genutzt. Ich wollte schon immer Spiele machen, seit ich 12 bin und habe einen Haufen Spiele gespielt, ihren Kern erforscht, die Mechaniken … alle möglichen Spiele, Diablo 2, was ich immer noch saugut finde, Diablo 3 natürlich, da habe ich einen ziemlich hohen PLvl-Char, Heartstone, Netrunner … Neverwinter Nights habe ich auch gespielt, bin aber nicht warm damit geworden. PoE fand ich nicht so interessant …. der Fairness halber sollte ich hinzufügen, dass es unserem recht ähnlich ist und vielleicht einen tieferen Blick rechtfertigt, aber dafür gibt es hier genug Leute die es kennen und das eine oder andere Brauchbare lässt sich sicherlich als Inspiration benutzen. Meine Verlobte spielt Smite und ich manchmal mit ihr. Bioshock habe ich kürzlich gespielt und es war schmerzhaft gut.
Einen echten Abschluß in „Game-Design“ habe ich aber nicht. Das hat meines Wissens keiner hier. Die kommen alle aus verschiedenen Ecken. Einer war Mathe-Lehrer an der High School und konnte ein Spiel mathematisch gut balancen, Rob Pardo (Vizepräsident Game Design bei Blizzard) hat einen esoterischen Abschluß, … was war das noch… Kriminalistische Psychologie oder so? Ich weiß es nicht mehr. Letztlich ist es wichtig, Dinge einfach anzupacken. Ich kenne eine Menge Leute, die denken, mit einem Abschluß in irgendwas wäre alles getan. Dabei bekommen sie danach nichts mehr auf die Reihe, verlangen aber gleich nach dem Abteilungsleiterposten. Von der Pike auf gelernt, wach zu bleiben und gut zu sein ist immer noch ein sehr guter Weg.
Nicht nur einen Bruder, eine Verlobte hat Travis Day auch noch. Was er zu Path of Exile (hier unser Forum) sagt, ist vielleicht die natürliche Abneigung gegen ein Spiel, welches postulierte, der legitime Nachfolger von Diablo 2 zu sein. So schlecht ist es tatsächlich nicht. Die Variabilität und der gigantische Passive-Tree lassen kaum einen Wunsch offen – theoretisch. Aber wie schon oft gesagt: Diablo 3 ist nicht wie Diablo 2. Torchlight 2 (hier unser geniales Forum) ist für viele ebenfalls eine gern gespielte Alternative.
Mehr zu Itemization, zu den Skills und den Charklassen in den nächsten Stunden. Stay tuned! Es lohnt sich.
Unser Dank geht mal wieder an die Kollegen, insbesondere an Flux von incgamers.com, welche das Interview von ArchontheWizard ausgegraben und transskribiert (niedergeschrieben) haben. Wer nicht gespoilert werden möchte, wartet aber besser unsere in Bälde kommenden News ab :).