Abenteuer in WTFLand – ein (betrunkenes) Betatagebuch

Zunächst ein Wort der Warnung: Ich bin gerade nach Hause gekommen und nicht mehr ganz nüchtern. Dennoch möchte ich natürlich, wie jeder wahre Fan, nicht auf die Diablo 3 Beta verzichten. Also wird aller Mut zusammengenommen, das Reservebier aus dem Kühlschrank gegriffen und los geht die wilde Reise!

Nach vier gescheiterten Einwahlversuchen (Error 37) habe ich endlich mein persönliches Boris-Becker-Erlebnis und bin drin. Das isse also, die Beta. Erster Gedanke angesichts des Charakterwahlscreens: Alles ganz schön hässlich. Die Grafik ist auf demselben Stand wie Titan Quest anno 2006 (die Älteren werden sich erinnern). In Anbetracht meines Zustandes kann ich mich von dem Gebotenen am ehesten mit dem Barbaren identifizieren. Auch der Name ist schnell gefunden:


Es laggt schon hier wie Sau – offenbar sind Millionen Leute online – egal, den Barbaren haut so schnell nix um und mein Restalkohol reicht bestimmt bis zum Ende der Beta. Also geht es auf in die Welt von Diablo 3… und sofort präsentiert mir das Spiel irgendwelche seltsamen Zombietrottel. „Linksklick“, sagt mir das Spiel. Danke, Spiel, darauf wär ich nie im Leben selbst gekommen.

Wir prügeln uns weiter bis nach Tristram. Dort sagt man mir, ich solle zu einer gewissen Leah. Gesagt, getan. Unerwartet: mehr Geprügel. Wenigstens gibt es für das eifrige Linksklicken eine neue Fähigkeit. Ab jetzt darf ich auch rechtsklicken! Weiss gar nicht, was die Betaspieler meinen, wenn sie sagen, dass sie sich bevormundet fühlen.

Leah schickt uns zu Captain Morgan (Name kann abweichen), der uns wiederum irgendwelche Monster abschlachten schickt. Hoch innovative Quests bis hierhin.

„Deine Mutter!“

Nach dem ziemlich drögen Geballer per abwechselnden Links- und Rechtsklick erreichen wir der ersten Wegpunkt, wo uns auch gleich ein Boss erwartet. Keine große Herausforderung. Wir eiern über den Wegpunkt zurück nach Neu-Tristram und palavern ein wenig mit Captain Flynt, danach mit Captain Leah, die sich unserer Suche nach dem elementaren Zerwürfnis des Seins spontan anschließt.

Wenige Schritte später sind wir in Tristram angekommen, wie wir es aus Diablo 1 und 2 kennen. Genau auf der Grenze zwischen 29 tektonischen Platten gelegen, ändert Tristram offensichtlich andauernd seine Geografie. Banane, Adrias Hütte ist immer noch in Richtung Nordosten, auch wenn das Stahlgitter und die Brücke neu sind. Leah flüstert uns, dass die alte Hexe ihre Mutter war und wir steigen in den beeindruckenden Keller ihrer Hütte hinunter. Wer als Kind „Thunder in Paradise“ mit Hulk Hogan geschaut hat, weiss, was jetzt kommt: Unter Tage ist die Hütte geschätzte sechs Mal so groß wie über der Erde. Wir kämpfen gegen ein paar Idioten, während Leah sich faul in die Ecke stellt und auf das Triggern ihrer Quest wartet. Danke!

Es folgt, was keiner erwartet hat (es sei denn, er hat mehr als drei Gehirnzellen, bei den vorherigen Dialogen aufgepasst oder einen der Vorgänger gespielt): Wir müssen zur Kathedrale. Linksklick, Rechtsklick.

„The archbishop Lazarus, he led us into a … OW MY FACE!“

Unten angekommen gibt es das erste blaue Item. Fünfmal mehr Verteidigung als unser bisheriger Schild. Bisher hat unseren allmächtigen Barbaren zwar noch kein Monster so wirklich erfolgreich gehauen, aber wir nehmen das MEGAITEM trotzdem dankbar mit.

Wir kämpfen uns durch die Kathedrale. Endlich stellt sich das Diablo-Feeling ein: Mehr als zwei Gegner auf einmal! „BLOCK!“, „MASSACRE!“ und „RAMPAGE““ schreit mir das Interface entgegen und ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll. Vielleicht also doch eher ein Japanisches-Rollenspiel-Interface? Mittlerweile verwende ich übrigens statt „Bash“ „Cleave“, getreu der Logik „mehr ist besser“. Nuja, der Vorteil von 3×120% gegenüber 1×150% Schaden erschließt sich sogar mir, also ist das Spiel wenigstens einsteigerfreundlich.

In der ungelogen schlechtesten Cutscene, die ich seit „Command&Conquer: Red Alert“ (Stavros!) gesehen habe, treffen wir endlich Deckard Cain, der irgendwelche Skelette am Übertreten einer Brücke hindert. Toll gemacht, Gandalf! Aber jetzt hätte ich gerne ein paar Antworten… Stattdessen bekomme ich einen Wegpunkt und darf erstmal ne Menge sinnlosen Shit in Tristram vertickern.

Es folgt ein weiterer „Dialog“ zwischen Leah und Cain, der auf „Hey Onkel, du lebst ja noch, tolle WURST“ hinausläuft. Bin restlos begeistert.

Packende Dialoge sind offensichtlich nicht Blizzards Stärke.

Die ganze Unterhaltung verweist uns an Hadrig, den Schmied. Der bittet uns, in einem nahegelegenen Keller „The Shining“ nachzustellen. Nebenbei soll seine Frau gefunden und, äh… die Scheidung vollzogen werden. Nachdem der Boden in einen echten Jason Pollock verwandelt ist, verspricht er uns seine Hilfe.

Nun können wir uns endlich auf die Suche nach Leorics Krone machen. Ein kleines Problem steht dem allerdings im Wege: Mein rapide fortschreitender körperlicher Verfall. Also ab ins Bett. Aber keine Panik, denn morgen geht das (dann ausnüchternde) Betatagebuch weiter!